Pneumologie 2010; 64 - P186
DOI: 10.1055/s-0030-1251223

Prävalenz und Charakteristika der Anämie bei schweren chronisch-respiratorischen Erkrankungen

C Müller 1, A Tippelt 1, D Heidinger 2, F Kollert 3, RA Jörres 4, M Pfeifer 2, S Budweiser 1
  • 1Klinik Donaustauf, Zentrum für Pneumologie
  • 2Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg, Klinik Donaustauf, Zentrum für Pneumologie
  • 3Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
  • 4Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München

Hintergrund: Bei 10–15% der Patienten mit höheren Schweregraden der COPD ist eine Anämie beschrieben, die mit reduzierter Lebensqualität und Prognose einhergeht. Inwieweit eine Anämie auch andere schwere respiratorische Erkrankungen betrifft, ist unbekannt.

Methode: Bei 609 Patienten (55,0% COPD; 45,0% restriktive Erkrankungen (RD)) mit chronisch-ventilatorischer Insuffizienz wurden Laborwerte, einschließlich des Hämoglobins (Hb), vor Initiierung einer häuslichen nicht-invasiven Beatmung sowie anthropometrische Kenngrößen, Lungenfunktion, Blutgase und Komorbiditäten erfasst. Patienten mit vorangegangener invasiver Beatmung oder bekannten Ursachen für eine mögliche Anämie (u.a. postoperative Zustände, Malignome, chronische Entzündungen, Autoimmunerkrankungen) wurden ausgeschlossen. Das Vorliegen einer Anämie (Hb<12,0g/dl (w), Hb<13,0g/dl (m)) oder Polyglobulie (Hb≥15,0g/dl (w), Hb≥17,0g/dl (m)) wurde nach etablierten Definitionen festgestellt.

Ergebnisse: Gegenüber einem Vergleichskollektiv ohne respiratorische Erkrankungen war die Häufigkeit von Anämie/Polyglobulie signifikant erhöht (14,0/20,7% vs. 5,8/2,7%, p=0,001/<0,001). Bei RD war die Anämie (12,0%) ähnlich häufig wie bei COPD (15,5%; p=0,241). Ein geschlechtsspezifischer Unterschied bestand nur bei COPD (m: 18,2%, w: 8,6%; p=0,029), nicht jedoch bei RD (m: 11,4%, w: 12,7%; p=0,853). Patienten mit Anämie hatten im Vergleich zu normozytären Patienten ein höheres Alter (p<0,001) und einen höheren Sauerstoffpartialdruck (p=0,011), während Gesamteiweiß (p=0,007) und Kreatininclearance (p=0,005) signifikant niedriger waren. Zudem zeigte sich ein häufigeres Auftreten von Koronarer Herzkrankheit (p=0,013) und Herzrhythmusstörungen (p=0,029).

Schlussfolgerung: Nicht nur bei schwerer COPD, sondern auch bei schweren RD ist relativ häufig eine Anämie zu beobachten. Diese ist vor allem mit höherem Lebensalter und höherer Komorbidität assoziiert und, im Gegensatz zur COPD, für beide Geschlechter gleich häufig.