Pneumologie 2010; 64 - P442
DOI: 10.1055/s-0030-1251320

Intratumorale Chemotherapie – eine (vergessene) Option mindestens bei funktionell oder onkologisch begründeter Palliation!

W Hohenforst-Schmidt 1, M Hoeher 1
  • 1Med. Kl. II, Klinikum Bayreuth GmbH

Intratumorale Chemotherapie (ITC) wird seit vielen Jahren bei verschiedenen Krankheitsbildern angewendet, hat jedoch nie den Stellenwert einer international akzeptierten Therapieform erreicht. Die Vorteile dieser Methode sind bekannt: Es sind höhere chemotherapeutische (chemoth.) intratumorale (it.) Konzentrationen im Vergleich zur intravenösen Applikation erreichbar bei fehlenden systemischen (syst.) Nebenwirkungen, positiv zu wertende immunologische Reaktionen wie verstärkte Antikörperbildung gegen Tumorbestandteile sind denkbar und partiell beforscht, das Konzept der Therapie des „sentinel lymph node“ wird durch chemoth. Konzentrationen im betroffenen Lymphabflussgebiet theoretisch besser umgesetzt als bei syst. Gabe. Nachteile sind die notwendige interventionelle Herangehensweise und die relativ kurze Dauer der Konzentrationserhöhung im Tumorgewebe. Für das Bronchialcarcinom sind mehrere positive Fallserien in den letzten Jahren veröffentlicht worden, insbesondere für Patienten im Stadium III mit zentraler Obstruktion. Durch die uns heute zur Verfügung stehenden neueren Techniken wie EBUS, Elektromagnetnavigation oder Minisonden sind gesteuerte Applikationen bei gemischter Obstruktion nicht nur in die exophytischen Tumorbestandteile, sondern auch in die extraluminalen oder peripheren Bestandteile eines Tumors gezielt erreichbar. ITC erhält durch nun realisierte „Retard-Chemotherapeutika“ wie liposomales Cisplatin oder Makropolymertaxan möglicherweise in absehbarer Zeit eine neue Bedeutung.

Wir berichten über eine Fallserie mit 6 Patienten, die unter Anwendung verschiedener interventioneller Techniken mit diesem Konzept partiell auch in Kombination mit syst. Cx erfolgreich im Sinne der Palliation ohne wesentliche Nebenwirkungen behandelt wurden.

Zusammenfassung: Phase-III-Studien sind dringend durch den Interventionalisten geboten!