Pneumologie 2010; 64 - P407
DOI: 10.1055/s-0030-1251331

Beidseitiger Pneumothorax und zystisch veränderte Lunge als Folge einer Pneumocystis jiroveci, Mycobacterium kansasii und HIV Koinfektion

D Heidinger 1, S Blaas 2, F Audebert 3, A Hetzenecker 2, F Kollert 4, H Hofmann 5, M Pfeifer 1, S Budweiser 2
  • 1Zentrum für Pneumologie, Klinik Donaustauf, Donaustauf Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Klinikum der Universität Regensburg
  • 2Zentrum für Pneumologie, Klinik Donaustauf, Donaustauf
  • 3Medizinische Klinik II, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Regensburg
  • 4Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Klinikum der Universität Regensburg
  • 5Klinik für Thoraxchirurgie, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Regensburg

Bei einem 34-jährigen Mann mit chronischem Husten und Belastungsdyspnoe wurden im CT-Thorax zystische Veränderungen festgestellt. Mittels bronchoalveolärer Lavage (BAL) gelang der Nachweis von Mycobacterium kansasii. Trotz Behandlung mit Rifampicin und Ethambutol zeigte sich in den folgenden 2 Monaten eine progrediente Verschlechterung des Allgemeinzustandes, der Patient verlor ca. 20kg an Gewicht und wurde bettlägrig.

Akut aufgetretene schwerste Atemnot führte 6 Monate nach Auftreten der ersten Symptome zur Erstvorstellung in unserer Klinik. Radiologisch zeigte sich ein beidseitiger Pneumothorax, CT-morphologisch zudem eine beidseitig schwer zystisch veränderte Lunge mit flächigen bis herdförmigen Konsolidierungen und Milchglastrübungen. In der BAL konnte neben Mycobacterium kansasii jetzt zudem Pneumocystis jiroveci nachgewiesen werden. In der daraufhin durchführten Diagnostik wurde eine HIV-Infektion festgestellt. Der Patient erhielt eine Hochdosistherapie mit Cotrimoxazol, eine Behandlung mit Clarithromycin, Ethambutol und Rifampicin sowie eine antiretrovirale Therapie mit Zidovudin, Lamivudin, Abacavir und Tenofovir. Trotz beidseitiger Anlage und mehrfachem Wechsel von Thoraxdrainagen kam es in den folgenden 6 Wochen zu keiner vollständigen Entfaltung der Lunge. Sowohl die zystischen Veränderungen als auch die Konsolidierungen und Milchglastrübungen bildeten sich jedoch deutlich zurück.

Schlussfolgerung: Der Fall zeigt eindrücklich, welch destruierenden Verlauf eine unerkannte Pneumocystis jiroveci Infektion bei fortgeschrittener HIV Infektion innerhalb weniger Monate nehmen kann. Bei Nachweis von seltenen fakultativ pathogenen Erregern sollte immer ein Immundefekt ausgeschlossen werden und darüber hinaus bei fehlendem Ansprechen nach weiteren Erregern gefahndet werden.