Pneumologie 2010; 64 - P2
DOI: 10.1055/s-0030-1251384

Prävalenz der latenten Tuberkuloseinfektion unter hochbetagten ehemaligen Steinkohlenbergleuten

F Ringshausen 1, A Nienhaus 2, J Bünger 3, V Harth 3, F Hoffmeyer 3, R Merget 3, G Schultze-Werninghaus 1, G Rohde 1
  • 1Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Medizinische Klinik III, Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin
  • 2Universitätsklinikum Eppendorf Hamburg, Epidemiologie und Versorgungsforschung für Gesundheitsberufe, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
  • 3BGFA – Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung Ruhr-Universität Bochum

Hintergrund: Die Prävalenz der latenten Tuberkuloseinfektion (LTBI) unter hochbetagten, ehemals im Steinkohlenbergbau Beschäftigten in Deutschland ist unbekannt.

Zielsetzung: Bestimmung der Prävalenz der LTBI unter ehemaligen Steinkohlenbergleuten durch den vergleichenden Einsatz zweier kommerzieller Interferon-γ Release Assays (IGRA), des QuantiFERON®-TB Gold In-Tube (QFT-GIT) und des T-SPOT®.TB (T-SPOT).

Methoden: Im Rahmen dieser laufenden, prospektiven Kohortenstudie konnten bislang 61 ehemalige Steinkohlenbergleute, die sich zur Begutachtung der Berufskrankheit Nr.4101 der Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung (Quarzstaublungenerkrankung/Silikose, n=23) oder Nr.4111 (chronische obstruktive Bronchitis oder Emphysem von Bergleuten unter Tage im Steinkohlenbergbau, n=38) in unseren Institutionen vorstellten, mit beiden IGRAs untersucht werden. Die Datenerhebung erfolgte mithilfe eines standardisierten Fragebogens.

Ergebnisse: Das mittlere Alter betrug 74±6 Jahre, die mittlere Dauer der Beschäftigung unter Tage 27±8 Jahre, im Durchschnitt von 1952 bis 1979. Positive QFT-GIT Ergebnisse ergaben sich bei 26/61 Bergleuten (43%), der T-SPOT war bei 35 (57%) positiv (p<0,0001). Drei Individuen (5%), die ein Malignom in der Vorgeschichte aufwiesen, hatten ein unschlüssiges Testergebnis, weitere bedeutsame Zusammenhänge mit IGRA-Ergebnissen waren nicht erkennbar. Die Übereinstimmung zwischen beiden IGRAs war mäßig (kappa=0,60, p<0,0001).

Schlussfolgerungen: Positive IGRA-Ergebnisse waren ähnlich häufig wie in anderen Kohorten mit über 60-Jährigen, jedoch zeigte sich ein signifikanter Unterschied in Abhängigkeit vom verwendeten Testverfahren. Die häufigere Anzahl positiver T-SPOT Ergebnisse könnte sich durch Immunoseneszenz und die Normierung der Interferon-γ-Antwort in Bezug auf die in den Test eingesetzte Lymphozytenzahl erklären. Die klinische Relevanz positiver IGRA Ergebnisse in dieser Population hochbetagter ehemaliger Steinkohlenbergleute bedarf weiterer Klärung.