Pneumologie 2010; 64 - V257
DOI: 10.1055/s-0030-1251437

Simvastatin limitiert Beatmungsassoziierte Lungenschädigung im Mausmodell

H Müller 1, M Witzenrath 1, K Hellwig 1, T Tschernig 2, A Schmiedl 3, B Gutbier 1, B Schmeck 4, S Hippenstiel 1, H Peters 5, N Suttorp 2, S Rosseau 1
  • 1Charité-Universitätsmedizin Berlin Med. Klinik m.S. Infektiologie und Pneumologie
  • 2Saarland University Faculty of Medicine Institute of Anatomy and Cell Biology
  • 3Institut für Funktionelle und Angewandte Anatomie, Medizinischen Hochschule Hannover
  • 4Charité-Universitätsmedizin Berlin Med. Klinik m.S. Infektiologie und Pneumologie BMBF-Research Group „Systems Biology of Lung Inflammation (FORSYS-Lung)“
  • 5Charité-Universitätsmedizin Berlin Med. Klinik für Nephrologie

Obwohl alternativlose Intervention bei Patienten mit schwerer respiratorischer Insuffizienz birgt Beatmung das Risiko Lungenschaden zu verursachen bzw. zu aggravieren (ventilator-induced lung injury; VILI).

Obwohl lungenprotektive Beatmungsstrategien VILI limitieren können, legen Ergebnisse experimenteller Untersuchungen nahe, dass trotz protektiver Beatmung insbesondere in vorgeschädigten Lungen noch VILI abläuft.

Zentrale Pathomechanismen des VILI sind Induktion pulmonaler Inflammation und Permeabilität, verursacht durch unphysiologische Dehnung des Lungengewebes unter Beatmung. Studien legen protektive Eigenschaften des HMG-CoA-Reduktase-Inhibitors Simvastatin gegenüber Störung endothelialer Barrierefunktion und Hyperinflammation u.a. im experimentellen ALI nahe. Vor diesem Hintergrund wurde in dieser Arbeit Simvastatin hinsichtlich seines therapeutischen Potentials als pharmakologische Strategie zur Prävention der beamtungsassoziierten Lungenschädigung evaluiert.

Mäuse wurden mit Tidalvolumina von 12ml/kg für 6h beatmet, Therapiegruppen mit Simvastatin behandelt. Es wurde pulmonale Permeabilität und Gasaustausch, Zytokinprofile in Lunge und Plasma, die Invasion der Lunge durch Leukozyten und ultrastrukturelle Veränderungen der Lungen mittels Elektronenmikroskopie analysiert.

Beatmung induzierte Schädigung des pulmonalvaskulären Endothels, pulmonalvaskuläre Hyperpermeabilität und pulmonale sowie systemische Entzündungsreaktion. Simvastatin reduzierte VILI-assoziierte Endothelschäden und pulmonalvaskuläre Hyperpermeabilität und führte zur Verbesserung des pulmonalen Gasaustausches. Simvastatin reduzierte die Invasion der Lunge durch Neutrophile Granulozyten und GR-1high-positive Monozyten und limitierte den VILI-induzierten Anstieg proinflammatorischer Zytokine in der Lunge.

Simvastatin schützt im Mausmodell vor der Entwicklung von VILI. Simvastatin könnte so ein hoffnungsvoller neuer pharmakologischer Ansatz zur Prophylaxe von VILI beim beatmeten Patienten sein.

Gewinner des Science-Preises 2010.