Pneumologie 2010; 64 - A2
DOI: 10.1055/s-0030-1251449

Luftsacktympanie des Pferdes

B Ohnesorge 1
  • 1Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für Pferde

Im Verlauf der Eustachischen Röhren haben sich bei Equiden, Nashörnern und Tapiren oberhalb des Pharynxdaches paarige, luftgefüllte Körperhöhlen entwickelt, die als Luftsäcke bezeichnet werden. Eine Missbildung des Orificium der Eustachischen Röhre(n) kann bei Fohlen zu einer Luftsacktympanie führen, für die eine Rasse- und Geschlechtsdisposition und, sowohl bei Arabischem Vollblut als auch bei Warmblutfohlen, eine hohe Heritabilität ermittelt werden konnte. Bei dieser Erkrankung überblähen die Luftsäcke infolge einer Ventilstenose während des Schluckaktes, so dass das Pharynxdach nach ventral gedrückt wird. Fohlen mit dieser Missbildung zeigen laute Atemgeräusche, eine Schwellung im Bereich der Glandula parotidea und in schwerwiegenden Fällen auch Milchaspiration und -regurgitation, Husten und Dyspnoe bis hin zur Aspirationpneumonie. Durch Punktion lässt sich nur eine vorübergehende Dekompensation erzielen. Ein in den Luftsackklappenkanal gelegter Folykatheter kann über die Bildung einer Fistel zur Ausheilung führen. Dauerhaft und wenig invasiv erfolgt die Behandlung endoskopisch durch Fenestrierung des Septums zwischen beiden Luftsäcken mittels Neodyn-YAG-Laser, wobei zusätzlich die partielle, laserchirurgische Resektion der Lamina medialis (Plica occlusiva) des stärker betroffenen Luftsackes empfehlenswert ist. Von 1994 bis 2009 wurden in der Klinik für Pferde der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover so ca. 90 Fohlen laserchirurgisch behandelt. In einer retrospektiven Studie an 50 Fohlen verlief die Operation bei 42/50 Fohlen (84%) primär erfolgreich. Bei 8/50 Fohlen war zur endgültigen Heilung ca. 4 Wochen nach Erstoperation eine zweite Fenestrierung erforderlich, da sich das Septum zwischenzeitlich verschlossen hatte. Im Gegensatz zur konventionell chirurgischen Fenestrierung und Klappenteilresektion von extern in Allgemeinanästhesie gelingt die minimalinvasive Laserchirurgie am sedierten Fohlen unter Sichtkontrolle mit sehr guter Prognose.