Sprung nach vorn

Wir alle spüren, wie der Ruf nach Wirksamkeitsstudien und evidenzbasiertem Arbeiten immer lauter wird. Es ist an der Zeit, unser Erfahrungswissen zu überprüfen und auf ein stabiles wissenschaftliches Fundament zu stellen. Was die Akademisierung anbelangt, ist Deutschland leider im internationalen Vergleich immer noch ein Schlusslicht. Wir sind eines der wenigen Länder, in denen die Ergotherapieausbildung noch an Berufsfachschulen stattfindet.

Die Politik sah Handlungsbedarf: Der Bundestag hat Anfang Juli beschlossen, Ergotherapeuten und drei anderen Berufen im Gesundheitswesen die grundständige Akademisierung auf Probe zu ermöglichen. Die Regelung gilt vorerst bis 2017 und erlaubt es den Bundesländern, sogenannte Modellvorhaben durchzuführen. Wir haben darüber berichtet (ergopraxis 7-8/09, „Modellklausel”).

Die Modellvorhaben stellen eine Chance für die nachwachsende Ergo-Generation dar. Wir können nun Studiengänge erproben, in denen angehende Ergotherapeuten „von der Pike auf” lernen, ihr praktisch erworbenes Know-how wissenschaftlich zu reflektieren. Und das ist meiner Meinung nach ein positiver und wichtiger Sprung nach vorn!

Die große Herausforderung für die Hochschulen wird nun sein, Klientenzentrierung und Wissenschaft miteinander zu verknüpfen. Denn die praktische Ausbildung muss weiterhin einen hohen Stellenwert genießen. Ich bin gespannt, welche tragfähigen Modelle dafür entwickelt werden.

Wie stehen Sie dazu? Können es grundständige Studiengänge leisten, das für unsere Profession so wichtige praktische Wissen zu vermitteln? Schreiben Sie mir – Ich freue mich auf Ihre Einschätzung!

Einen goldenen Herbst wünscht Ihnen

PS: „Professionell durchstarten” lautet das Motto unserer neuesten Beilage praxisprofi. Freuen Sie sich schon jetzt auf 2010: Ab dann erhalten ergopraxis- Abonnenten den praxisprofi exklusiv sechsmal im Jahr.

Daniela Ottinger

Ergotherapeutin und inhaltliche Leitung

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