Dialyse aktuell 2010; 14(3): 178-180
DOI: 10.1055/s-0030-1253292
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Aktuelle Studienlage bestätigt ‐ Nephroprotektion durch orale Bikarbonate

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Publication Date:
06 April 2010 (online)

 

Bild: Fresenius

Der negative Einfluss einer metabolischen Azidose auf die Progressionsgeschwindigkeit einer bestehenden Niereninsuffizienz bis hin zur Dialysepflichtigkeit ist zwar klinisch schon lange bekannt, konnte aber nie eindeutig durch Studien belegt werden. Eine chronische Niereninsuffizienz ist aufgrund der im Alter nachlassenden Nierenfunktion, wegen der hohen Frequenz einer arteriellen Hypertonie und einem häufig bestehenden Diabetes mellitus sowie einer begleitenden chronisch metabolischen Azidose im geriatrischen Patientengut besonders häufig. Greift man hier medikamentös nicht rechtzeitig ein, kann sich deshalb eine dialysepflichtige terminale Niereninsuffizienz rascher entwickeln. Wie nun differenzierte aktuelle Studien klar belegten, kann ein konsequenter Azidoseausgleich mit magensaftresistentem Bikarbonat die Serumpufferspiegel anheben und auf diese Weise die Progression einer Niereninsuffizienz hin zur terminalen Niereninsuffizienz deutlich verzögern.

Zu den häufigsten Progressionsfaktoren einer chronischen Niereninsuffizienz zählen neben dem männlichen Geschlecht vor allem die arterielle Hypertonie, der Diabetes mellitus und wegen ihrer gravierenden pathophysiologischen Nebeneffekte auch die chronische metabolische Azidose. Die metabolische Azidose ist häufig eine Erkrankung mit unspezifischen Symptomen wie Abnahme der physischen Leistungsfähigkeit, Belastungsdyspnoe, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, depressiver Verstimmung, Appetitlosigkeit und Übelkeit. Daher können gerade in der hausärztlichen Praxis diese Symptome in Verbindung mit einer metabolischen Azidose häufig übersehen oder in einen anderen Zusammenhang gebracht werden. Die frühzeitige Diagnose und eine langfristig angelegte Behandlung mit Azidosetherapeutika sind aber für den Therapieerfolg ganz entscheidend, um schwere Folgeerkrankungen wie zum Beispiel die Beschleunigung einer Niereninsuffizienz, einer Herzinsuffizienz oder die Progression einer bestehenden Osteoporose zu vermeiden.

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Korrespondenz

Dr. habil. Jürgen Kult

Nephrologe, Internist, Hypertensiologe DHL

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