Suchttherapie 2010; 11(2): 58
DOI: 10.1055/s-0030-1254196
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

In eigener Sache – Zum Ausscheiden von Prof. Dr. Michael Krausz als Herausgeber

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Publication Date:
07 May 2010 (online)

 

Als wir 1999 im kleinen Kreis zusammensaßen, sagte Michael Krausz: "Wir machen eine deutschsprachige Zeitung!" Wer ihn kennt, weiß, dass diese Sprachform des Präsens tatsächlich Präsens und Futur bei ihm zusammenfasst. Kaum ein Jahr später erschien die erste Ausgabe der "Suchttherapie" im Georg Thieme Verlag.Leser der ersten Stunde werden bemerkt haben, dass sich an dem inhaltlichen Konzept kaum etwas geändert hat. Und alle diese Merkmale wurden von ihm apodiktisch eingeführt und haben sich als sehr geeignet bewährt. Da ist zunächst das Prinzip des Schwerpunktheftes zu nennen, d.h. ein Thema, wie z. B. "Prävention", dargestellt in einem Übersichtsartikel, in aktuellen wissenschaftlichen Beiträgen, Erfahrungen aus der Praxis, alles möglichst interdisziplinär und aus verschiedenen Blickwinkeln.

Um nicht Alleinvertretungsansprüche geltend zu machen, war es Michael Krausz von Anfang an wichtig, das Gewicht der Zeitschrift auf mehrere Schultern zu verteilen. Joachim Körkel, stellvertretend auch für die Behandlung von alkoholkranken Menschen und innovative Ansätze, und später Michael Klein bildeten das Herzstück der Herausgeber. Dazu kam und kommt immer noch ein hochrangiges Editorial Board und zahlreiche Advisorys. Von Bedeutung war und ist der Blick über die Grenzen, den Michael Krausz auch zu der Zeit schon durch die Herausgeberschaft des Journals "European Addiction Research" im Karger Verlag hatte und ebenso durch seine Funktionen in internationalen Gremien wie der International Society of Addiction Medicine (ISAM) und der World Psychiatric Association (WPA). Gleichwohl bestand für ihn die Notwendigkeit einer rein deutschsprachigen Publikationsebene, nämlich um den Praxistransfer zu leisten.

Michael Krausz war und bleibt ein politischer Mensch: Zur Zeit der Gründung der Zeitschrift "Suchttherapie" war er im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (vormals DGDS) e.V. Die Zeitschrift ist bis heute auch das Organ dieser Gesellschaft. So blieb es auch nicht aus, dass er für große Studien, wie das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger, stand, die immer im Brennpunkt politischer Diskussion blieb. Hauptanliegen in diesem Feld ist die Verbesserung der Lebenssituation und der Behandlung suchtkranker Menschen. Für Michael Krausz ist neben der Forschung immer die praktische Umsetzung das Hauptanliegen geblieben: 1991 machte er seinen Facharzt und begann mit ersten Tätigkeiten als Oberarzt. Nach einem kurzen Forschungsaufenthalt in New York habilitierte er 1992 an der Universität Hamburg und erlangte die Venia Legendi für Psychiatrie. 1994 erhielt Michael Krausz die Berufung auf eine C3-Professur. 1996 wurde er leitender Oberarzt und stellvertretender ärztlicher Direktor an der Psychiatrischen Klinik und Nervenklinik. Drei Jahre später avancierte er zum stellvertretenden Ärztlichen Direktor des Zentrums für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Eppendorf. Als solcher gründete er 2001 das "Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung" (ZIS), bestehend aus vielen Kooperationspartnern und als Zusammenschluss von mehrerer Fachbereiche der Universität Hamburg, das bis heute für eine versorgungsrelevante Suchtforschung steht.

2007 machte er aus einem Blick über die Grenzen einen Schritt nach Übersee und lehrt und forscht nun an der University of British Columbia in Vancouver als Professor (Psychiatry and Cross-appointed to the Department of Epidemiology and Public Health und LEEF Chair for Addiction Research). Auch wenn die Technologien neben dem Telefon mit E-Mail und Skype sehr weit fortgeschritten sind, stellt sich deutsche Suchtforschung und Publikation doch noch als deutlich entfernt vom amerikanischen Kontinent dar. Michael Krausz ist nicht mehr aktuell Herausgeber, bleibt uns aber als Gründungsherausgeber und Autor erhalten. Seine Verbundenheit aus den "Overseas" hat er uns z. B. in seinem Beitrag "Von den globalen Lehren in der Suchttherapie" in Heft 2/2009 dokumentiert. Wir hoffen und wissen, dass dieser Zusammenhalt auch weiterhin gewährleistet ist.

Die Redaktion und die Herausgeber

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