Z Gastroenterol 2010; 48 - P16
DOI: 10.1055/s-0030-1254624

PPI werden häufig ohne klare Diagnose verordnet und tragen zur Polypharmazie bei: Analyse der Entlassungsmedikation von 369 Patienten

A Kirchgatterer 1, C Bunte 1
  • 1Abteilung für Innere Medizin V, Klinikum Wels-Grieskirchen

Einleitung: Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind international betrachtet eine der am häufigsten verschriebenen Substanzklassen [1, 2]. Es galt zu überprüfen, wie oft in einem österreichischen Krankenhaus die Entlassungsmedikation (EM) PPI beinhaltete und ob eine klare Indikation gegeben war. Methodik: 2009 wurde 2 Monate lang bei 2 Stationen (30 bzw. 24 Betten) einer Abteilung für Innere Medizin die EM bei allen Patienten (Pat.) auf Polypharmazie und PPI-Verordnung analysiert. Das retrospektive Design (Analyse nach Entlassung) gewährleistete, dass das Verschreibungsverhalten zum Zeitpunkt der Datenerfassung noch unbeeinflusst war. Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum wurden 369 Pat. entlassen (220 Frauen, 149Männer; mittleres Alter 67,9 Jahre, Bereich 18–94 Jahre). Die mittlere Medikamentenzahl der EM betrug 5,1 (Bereich 0–18), bei 44% der Pat. wurden mehr als 5 verschiedene Pharmaka (Definition der Polypharmazie erfüllt) verordnet, mit steigendem Pat.-Alter stieg die Zahl der empfohlenen Medikamente deutlich an. 157 dieser 369 Pat. (42,5%) hatten die Empfehlung eines PPI, wobei Pat. mit einem Alter bis 40 Jahre diese nur selten (14,3%), Pat. in den Altersgruppen 61–70 Jahre (53%) und 71–80 Jahre (47,6%) eine PPI-Empfehlung häufig aufwiesen. Geschlechtsspezifische Unterschiede bestanden nicht. Bei 74 der 157 (47,1%) PPI-Empfehlungen war keine zwingende Indikation ersichtlich. Eine inadäquate PPI-Empfehlung fand sich am häufigsten bei Pat. zwischen 60 und 80 Jahren (56,8% der Verordnungen), dies war signifikant häufiger als bei Pat. über 80 Jahren (34,6%; p<0,01; Chi-Quadrat). Diskussion: Im analysierten Kollektiv fand sich häufig eine Polypharmazie und eine PPI-Empfehlung. Ähnlich zu aktuell publizierten Daten (3,4) wies der Entlassungsbericht bei fast der Hälfte der PPI-Empfehlungen keine zwingende Indikation auf, sodass PPI einen Beitrag zur Polypharmazie leisten und in Zukunft differenzierter eingesetzt werden sollten. Literatur: [1] Naunton et al., J Clin Pharm Ther 2000; 25:333–340. [2] Forgacs et al., BMJ 2008; 336:3–4. [3] Marie et al., Rev Med Interne 2007; 28:86–93. [4] Ntaios et al., Eur J Intern Med 2009; 20:171–173.