Z Gastroenterol 2010; 48 - P22
DOI: 10.1055/s-0030-1254630

Limitationen der Kapselendoskopie – Eine monozentrische Studie an 800 konsekutiven Untersuchungen

E Dulic-Lakovic 1, M Dulic 1, B Blaha 1, A Halmetschleger 1, P Ordubadi 1, M Gschwantler 1
  • 14. Medizinische Abteilung, Gastroenterologie und Hepatologie, Wilhelminenspital, Wien.

Einleitung: Die Kapselendoskopie (CE) hat sich während der vergangenen Jahre als bildgebendes Verfahren in der Diagnostik von Dünndarmerkrankungen, insbesondere zur Abklärung der mittleren gastrointestinalen Blutung, etabliert. Ziel der vorliegenden Studie war es, anhand der Analyse einer großen Zahl konsekutiver CE die Limitationen der Methode – Komplikationen, technische Defekte, Transitabnormitäten sowie Einschränkungen der Sichtverhältnisse – näher zu untersuchen. Methodik: In die Studie wurden 800 konsekutive CE eingeschlossen, die im Zeitraum von 2002 bis 2009 bei 750 Patienten (m:w=394:406; mittleres Alter±SD: 60,8±18,3 a; range: 16–93 a) an unserem Zentrum durchgeführt wurden. Bei allen Untersuchungen wurde das System von Given® (Yoqneam, Israel) verwendet. Die meisten Patienten erhielten am Nachmittag des Tages vor der Untersuchung 1 Liter Darmreinigungslösung. Ergebnisse: Bei 0,6% (5/800) der CE traten Komplikationen auf, die eine endoskopische oder chirurgische Intervention notwendig machten: Bei je einem Patienten kam es zu einer Retention der Kapsel in einem Duodenaldivertikel bzw. in einem Divertikel an der Cardia. In beiden Fällen konnte die Kapsel endoskopisch geborgen werden. Bei einer Patientin blieb die Kapsel an einer M. Crohn-bedingten Stenose im terminalen Ileum stecken, konnte jedoch nach Dilatation der Stenose coloskopisch entfernt werden. Bei 2 Patienten musste die Kapsel chirurgisch entfernt werden, nachdem sie bei Stenosen eines Jejunumkarzinoms bzw. eines M. Crohn stecken geblieben war und einen Ileus verursacht hatte. Technische Defekte der Kapsel bzw. des Datenrekorders traten bei 1,0% (8/800) der Untersuchungen auf: Als Folge wurde die Passage durch den Dünndarm nicht vollständig aufgezeichnet (n=5) oder die Bilder waren überhaupt nicht verwertbar (n=3). Transitabnormitäten: Zwei Patienten konnten die Kapsel nicht schlucken; in 17 Fällen verblieb die Kapsel während der gesamten Aufzeichnungsdauer im Magen. Bei insgesamt 11,4% (91/800) der CE wurde das Caecum innerhalb der Aufzeichnungsdauer nicht erreicht. Sichtbedingungen: Die Sichtbedingungen waren in 58,0% (464/800) sehr gut, in 28,0% (224/800) etwas eingeschränkt und in 11,0% (88/800) durch trüben Darminhalt deutlich eingeschränkt. Bei 3,0% (24/800) der CE war eine Beurteilung des Dünndarms nicht möglich, da die Kapsel nicht geschluckt werden konnte (n=2), im Magen verblieb (n=17), technische Defekte auftraten (n=3) oder die Kapsel langfristig in Divertikeln der Cardia oder des Duodenums retiniert wurde (n=2). Diskussion: Komplikationen der CE, die eine endoskopische oder chirurgische Therapie erfordern, sind mit 0,6% sehr selten. Technische Defekte, Transitabnormitäten sowie Einschränkungen der Sichtbedingungen limitieren jedoch gelegentlich die diagnostische Aussagekraft der Methode.