Z Gastroenterol 2010; 48 - P54
DOI: 10.1055/s-0030-1254662

Das Sump Syndrom: Eine seltene Komplikation nach Choledochoduodenostomie: Fallbericht von 4 Patienten mit Spätkomplikationen mehr als 40 Jahre nach offener Cholezystektomie

H Schwaighofer 1, H Steinle 1, W Vogel 1
  • 1Universitätsklinik Innere Medizin II, Gastroenterologie & Hepatologie, Medizinische Universität Innsbruck

Einleitung: Das Sump Syndrom ist eine seltene Komplikation nach Choledochoduodenostomie; in erster Linie bei Seit-Seit Anastomosierung. Bei Choledochojeunostomien und Y-Roux Hepaticojeunostomien kommt es praktisch nicht vor. Es kommt dabei im vom Gallefluss divertierten distalen DHC zur Retention von Gallensteinen, Debris und Nahrungsmittelresten. Die Klinik reicht von Koliken, OB-Schmerzen, Ikterus bis zu Cholangitis und „biliogener“ Pankreatitis. Wir berichten über eine Serie von 4 Patienten mit bemerkenswert ähnlicher Symptomatik und Anamnese. Ergebnisse: Zwischen 2008 und 2010 wurden an unserer Abteilung 3 Patientinnen im Alter von 70, 73 und 79 Jahren, sowie ein 83-jähriger Patient mit dem jeweils identischen Leitsymptom akute Cholangitis mit mechanischer Cholestase vorstellig. Der männliche Patient war bis zur Erstaufnahme beschwerdefrei, die 3 Patientinnen berichteten über rezente Fieberschübe und Oberbauchbeschwerden in den vorangegangenen 3 Monaten. In der Anamnese gaben alle 4 PatientInnen eine offene CHE bei Steinleiden vor mehr als 40 Jahren an. Auffallend war auch der Umstand, dass alle 4 Fälle nach der CHE bis wenige Monate vor der Erstvorstellung über Jahrzehnte beschwerdefrei blieben. Alle 4 Fälle zeigten in der ERCP eine sehr hohe Seit-Seit Choledochoduodenostomie im Bulbus duodeni mit ausgeprägter Impaktierung des distalen DHC, sowie beginnend auch der Hepaticusgabel, mit Steinen und Nahrungsmittelresten. Mittels Sphinkterotomie der Papille und der Anastomose konnte in allen 4 Fällen eine endoskopische Stein- und Fremdkörperentfernung mittels Ballon und Körbchen erzielt werden. Lediglich eine Patientin zeigte eine Rezidivierung mit 2 weiteren Steinextraktionen innerhalb eines Jahres. Diskussion: Die Literatur über das Sump Syndrom ist spärlich und datiert meist mehr als 20 Jahre zurück. Dies und der Umstand, dass das Problem bei der heute üblichen Choledochojeunostomie und Y-Roux Hepaticojeunostomie praktisch nicht vorkommt bestätigt zum einen, dass das Problem in der hohen Seit-Seit Choledochoduodenostomie liegt und zum anderen, dass diese Technik heute im Zeitalter der laparoskopischen CHE und präoperativen MRCP/ERCP nicht mehr angewendet wird. OP-Berichte unserer Fälle waren nicht verfügbar; laut Literatur wurden derartige Anastomosen im Rahmen einer offenen CHE bei diagnostizierter oder vermuteter Choledocholithiasis angelegt. Die Therapie der Wahl des Sump Syndroms besteht in einer Sphinkterotomie der Papille und ggf. auch der Anastomose. Literatur: [1] Siegel, JH. Digestive Disease and Sciences 1981; Vol. 26, No. 10; [2] Mavrogiannis C. et al. American Journal of Gastroenterology 1999; Vol. 94, No. 4; [3] Beil CM. Et al. Zeitschrift für Gastroenterologie 2004; Vol. 42, 1307–1309