Z Gastroenterol 2010; 48 - P2_11
DOI: 10.1055/s-0030-1254692

Risikofaktoren, klinische Präsentation und Verlauf von Patienten mit Clostridium difficile assoziierter Diarrhö an einem Krankenhaus der Schwerpunktversorgung: eine retrospektive Studie

M Traub 1, L Theilmann 1, A Abdel Samie 1
  • 1Medizinische Klinik II, Klinikum Pforzheim GmbH

Einleitung: Infektionen mit Clostridium difficile in Krankenhäusern nehmen zu. Bei Krankenhausaufnahme sind bereits 3–7% der Patienten symptomatische oder asymptomatische Keimträger. In Abhängigkeit bestimmter Risikofaktoren steigt die Trägerzahl auf 16–35%. Von diesen Patienten entwickeln 15–71% eine C. difficile assoziierte Diarrhö (CDAD). Ziel der Untersuchung war es daher, Häufigkeit, klinische Präsentation und vor allem Risikofaktoren einer CDAD an einem Krankenhaus der Schwerpunktversorgung zu analysieren.

Methodik: In dieser retrospektiven Analyse wurden alle von Januar 2006 bis Juli 2009 aufgetretenen Fälle einer C. difficile-Erkrankung an der Medizinischen Klinik II des Klinikums Pforzheim untersucht. Die Diagnose CDAD wurde gestellt, wenn zum Diagnosezeitpunkt der Patient positiv auf C. difficile Toxin getestet wurde und klinisch eine Diarrhö vorlag.

Insgesamt wurden 124 Patienten in die Studie eingeschlossen.

Ergebnisse: Hinsichtlich der Geschlechtsverteilung gab es keine wesentlichen Unterschiede. Der Altersgipfel lag hierbei in der siebten Lebensdekade.

Es waren mehr nosokomial als ambulant erworbene (69/55) Infektionen zu verzeichnen.

Die Zeit zwischen der Antibiotikaersteinnahme und dem Auftreten der Diarrhö lag beim untersuchten Patientengut zwischen 1 und 15 Tagen, hierbei waren Fluoroquinolone die häufigsten Vertreter unter den verabreichten Antibiotika. Eine Antibiotikaeinnahme war bei 13 Patienten (10%) nicht eruierbar. Risikofaktoren wie eine immunsupressive Medikation, eine maligne Grunderkrankung, eine Niereninsuffizienz bzw. eine Leberzirrhose sowie ein Diabetes mellitus lagen bei 92 Patienten (74%) vor. Protonenpumpeninhibitoren wurden von 77% unseres Patientenkollektives eingenommen. Bei 40 der 124 Patienten wurde eine Koloskopie durchgeführt, dabei zeigte sich bei 30 Patienten ein positiver Befund im Sinne von Pseudomembranen oder ein histologisch positiver Befund. Alle 124 Patienten wurden sonographisch untersucht. Bei 37 Patienten (30%) konnte eine Kolitis mit dieser Methode diagnostiziert werden. 20 Patienten (16%) erlitten ein Rezidiv (11 Patienten nach vier Wochen, 9 Patienten in den ersten zwei Wochen nach Sistieren der Diarrhö).

Schlussfolgerung: CDAD ist eine häufige nosokomiale Infektion. Ein Zusammenhang mit einer Antibiotikabehandlung lässt sich nahezu bei allen Patienten feststellen, hierbei scheinen die Fluoroquinolone eine wichtige Rolle zu spielen. Das klinische Spektrum reicht dabei von einer passageren Erhöhung der Stuhlfrequenz bis hin zu schweren Komplikationen mit letalem Ausgang. Insbesondere Ältere und immunkompromitierte Patienten tragen bezüglich Infektion und Komplikationen ein hohes Risiko. Eine Assoziation zwischen dem Einsatz von Protonenpumpenhemmern und dem Risiko für eine C. difficile Infektion wird in jüngster Zeit diskutiert und scheint sich nach unserer retrospektiven Analyse zu bestätigen.