Rofo 2010; 182(7): 558
DOI: 10.1055/s-0030-1255474
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Mitralklappenprolaps - Bei CT-Angiografie beurteilbar

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Publication Date:
05 July 2010 (online)

 

Die kardiale CT wird überwiegend zur Diagnostik der koronaren Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. In einigen Studien zeigte sich, dass mit dieser Methode auch die Beurteilung der Herzklappen möglich ist. Eine Arbeitsgruppe aus Österreich verglich bei Patienten mit Mitralklappenprolaps die diagnostische Genauigkeit der CT-Angiografie (CTA) mit der der transthorakalen Echokardiografie (TTE). Radiology 2010; 254: 374-383

Feuchtner et al. nahmen in ihre retrospektive Studie 53 Patienten mit Mitralklappenprolaps auf, bei denen zwischen Oktober 2006 und April 2008 eine CTA und eine TTE durchgeführt worden waren. Die Patienten wurden mit einer Kontrollgruppe aus 59 Patienten ohne Mitralklappenprolaps verglichen, bei denen ebenfalls beide Untersuchungen erfolgt waren.

Zur Auswertung der CT-Bilder wurden eine 3-Kammer-Ebene in parasternal langer Achse, eine 2-Kammer-Ebene in langer Achse und eine 4-Kammer-Ebene in kurzer Achse verwendet. Die Untersucher beurteilten:

die Bildqualität, das Billowing (Vorwölbung des Mitralklappen-Segelkörpers ? 2 mm in den linken Vorhof) bzw. Flail-Leaflet (Vorwölbung des freien Rands eines Mitralklappensegels in den linken Vorhof), die Dicke der Mitralklappensegel.

Von einer Verdickung der Klappensegel wurde ausgegangen, wenn der Durchmesser mit > 2 mm gemessen wurde. In der TTE erfolgte die Bewertung der Mitralklappe nach denselben Parametern, ebenfalls jeweils in einem 2-, 3- und 4-Kammerblick.

Die durchschnittliche Qualität der CT-Bilder war moderat, sie wurde im Mittel auf einer Skala von 1 ("exzellent") bis 5 ("nicht diagnostisch verwertbar") mit 3 beurteilt. In der CT waren die Prolapsveränderungen der Mitralklappen am besten in der 2- und 3-Kammerebene beurteilbar. Die kombinierte Sensitivität dieser beiden Untersuchungsebenen lag bei 96 %, die Spezifität bei 93 %. In der 4-Kammer-Ebene wurde tendenziell das Billowing überschätzt. Die Korrelation zwischen den Ergebnissen der CT und der TTE korrelierten gut miteinander. Von den 52 in der CT richtig erkannten Mitralklappenprolapse wiesen 81 % der Klappen Billowing und 19 % Flail-Leaflet auf. Hier lag die Korrelation der Ergebnisse zwischen CT und TTE bei 100 %. Eine Verdickung der Klappensegel wurde in der Gruppe der Patienten mit Mitralklappenprolaps signifikant häufiger gesehen als in der Kontrollgruppe; auch hier war die Korrelation der CT- und der TTE-Befunde hoch. Auf die Bewertung eines möglichen Insuffizienzjets wurde in der Studie verzichtet, da dies mittels CT aufgrund fehlender Flussinfomationen nicht präzise möglich ist.

Die Autoren weisen darauf hin, dass in der klinischen Praxis wegen des höheren Aufwands und wegen der Strahlenbelastung für die Patienten die CT selbstverständlich nicht das Verfahren erster Wahl zur Diagnostik eines Mitralklappenprolaps sein kann; dies bleibt das Feld der Echokardiografie. Dennoch könnten Patienten, bei denen eine koronare CTA durchgeführt wird, von der simultan möglichen Bewertung der Mitralklappe profitieren.

Native CT des Herzens mit Verkalkung der rechten Koronararterie und des R. circumflexus (kurzer Pfeil). Zusätzlich besteht eine Verkalkung am Mitralklappenansatz (Pfeil, Bild: Fischbach R, Keithahn A. Radiopraxis 2009; 2: 197-206).

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