Aktuelle Dermatologie 2011; 37(10): 347-352
DOI: 10.1055/s-0030-1256758
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einführung in die Diagnostik humanpathogener Pilze – Teil 1: Allgemeiner Teil

Introduction to the Diagnosis of Human Pathogenic Fungi – Part 1: GeneralA.  M.  Ksoll1 , B.  Sorhage1
  • 1Abteilung Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Oktober 2011 (online)

Zusammenfassung

Die Pilze (Fungi) sind chlorophyllose, meist myzelbildende Thalophyten und in der Natur ubiquitär verbreitet. Nur relativ wenige der sehr zahlreichen, auf ungefähr 200 000 und mehr geschätzten Pilzarten sind humanpathogen und können Mykosen der Haut, der Schleimhäute und der inneren Organe hervorrufen. Die Identifizierung der Pilze erfolgt in zwei getrennten Schritten, und zwar mithilfe eines mikroskopischen Direktpräparates, ein sogenanntes Nativpräparat, und einer kulturellen Untersuchung. In der parasitären Phase werden – im Gegensatz zur saprophytären (conidialen) Phase – keine charakteristischen Formelemente gebildet, und die mikroskopische Untersuchung von Nativpräparaten beschränkt sich ausschließlich auf den Nachweis von Pilzfäden und Sporen. Nativpräparat und Kultur stimmen nicht immer überein. In der Pilzdiagnostik sind infolgedessen stets beide Methoden anzuwenden. Das Nativpräparat sagt nichts über die Pilzart aus. Eine Differenzierung ist nur mithilfe einer kulturellen Untersuchung möglich. Die Anzüchtung erfolgt auf festen (Schrägagar-Reagenzglas- und Petrischalenkulturen) oder flüssigen Nährböden mit organischem Kohlenstoff- und Stickstoffgehalt. Die in den Kulturen wachsenden Pilze werden entsprechend dem D-H-S-System in drei Gruppen eingeteilt. Man unterscheidet Dermatophyten (D), Hefen (H) und Schimmelpilze (S). Die Dermatophyten zeichnen sich immer – ebenso wie die Schimmelpilze – durch Bildung von Luftmyzel aus und sind in der Regel nach 1 – 3 Wochen Bebrütung bei 22 – 28 °C zu identifizieren.

Abstract

Fungi are thallophytes that lack chlorophyll and generally form mycelia. They are abundant in nature. Only a few of the estimated 200 000 or more fungus species are pathogenic for humans and cause mycoses of the skin, mucous membranes, and internal organs.

Fungi are identified in two separate steps. The first is microscopic observation, and the second is culture.

Characteristic microstructures do not develop during the parasitic phase, unlike during the saprotrophic (conidial) phase. The microscopic observation of specimens is limited to the detection of hyphae and spores.

Microscopic observations and cultures do not always correspond. For this reason, both methods must always be applied.

Microscopic observation cannot be used to determine the type of fungus. This is only possible by means of culture. Fungi are cultivated on a solid (agar slant and Petri dish) or liquid culture medium with an organic carbon and nitrogen source.

Fungi growing on cultures are divided into three groups according to the DYM system. DYM stands for dermatophytes (D), yeasts (Y) and moulds (M).

Dermatophytes – like moulds – always form mycelium and can, as a rule, be identified after an incubation period of one to three weeks at 22 – 28 °C.

Literatur

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  • 2 Ksoll A-M, Sorhage B. Dermatophyten-Diagnostik.  Wehrmedizinische Monatsschrift. 2007;  8 210-218
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  • 8 Ksoll A-M, Sorhage B. Identifizierung von Dermatophyten.  MTA Dialog. 2005;  9 654-656

Dr. med. Bernhard Sorhage

Abteilung Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
Akademisches Lehrkrankenhaus der Johannes Gutenberg Universität Mainz

Rübenacher Straße 170
56072 Koblenz

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