Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A9
DOI: 10.1055/s-0030-1261981

Wahrgenommene Unterstützung durch Ärzte in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen mit Erstdiagnose: Der Einfluss der Arbeitsorganisation im Krankenhaus und Patientinnencharakteristika

L Ansmann 1, C Kowalski 1, P Steffen 1, H Pfaff 1
  • 1Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Humanwissenschaftliche Fakultät und Medizinische Fakultät (IMVR) der Universität zu Köln, Köln, Deutschland

Zielsetzung: Die Gestaltung der Arzt-Patient-Interaktion besitzt einen bedeutenden Einfluss auf die Patientenzufriedenheit und den Behandlungserfolg. Das Ziel dieser Arbeit ist, zu untersuchen, wie die Arbeitsorganisation im Krankenhaus die von Brustkrebspatientinnen wahrgenommene Unterstützung durch die behandelnden Ärzte beeinflusst.

Materialien und Methoden: Datengrundlage ist eine im Rahmen der (Re-)Zertifizierung der nordrhein-westfälischen Brustzentren stattfindende Befragung von Patientinnen mit primärem Mammakarzinom und Erstdiagnose, die von Februar bis Juli 2007 in 97 Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen operiert wurden. In Mehrebenenanalysen wurde der Zusammenhang zwischen Organisationschaos und der patientinnenseitig wahrgenommenen Unterstützung durch die behandelnden Ärzte untersucht. Patientinnencharakteristika (Alter, Muttersprache, Krankenversicherungsart, Gesundheitszustand, Tumorart, Operationsart) wurden ebenfalls berücksichtigt.

Ergebnisse: In einem logistischen Mehrebenenmodell wurden Daten von 3285 Patientinnen aus 97 Krankenhäusern analysiert (Rücklaufquote 88%). In Krankenhäusern mit hohem Organisationschaos war die wahrgenommene Unterstützung durch die Ärzte signifikant niedriger (OR: 0,77; 95%-KI: 0,71–0,85). Auf der Patientinnenebene wurde zusätzlich der Einfluss soziodemografischer und krankheitsbezogener Variablen untersucht. Es zeigte sich, dass die wahrgenommene Unterstützung mit zunehmendem Alter signifikant ansteigt. Daneben nimmt die wahrgenommene Unterstützung mit zunehmender Schwere der Erkrankung (Tumorart) signifikant ab, während ein guter allgemeiner Gesundheitszustand (SF36) die wahrgenommene Unterstützung durch die behandelnden Ärzte signifikant erhöht. Muttersprache, Krankenversicherungsart und die Art der Operation wiesen keine signifikanten Zusammenhänge zur Zielvariablen auf. Das Pseudo-R2 des Modells beträgt 0,068.

Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen, dass die patientenseitig wahrgenommene Unterstützung durch die behandelnden Ärzte in Krankenhäusern mit hohem Organisationschaos signifikant niedriger ist. Die Optimierung der Organisationsabläufe im Krankenhaus kann somit ein Ansatz zur Verbesserung der Arzt-Patienten Interaktion sein.