Dtsch Med Wochenschr 2010; 135(34/35): 1655
DOI: 10.1055/s-0030-1262456
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Viszeralmedizin 2010: interdisziplinär und individuell

Visceral medicine 2010: interdisciplinary as well as individualG. Adler1 , J. F. Riemann2
  • 1Zentrum für Innere Medizin, Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm
  • 2Stiftung LebensBlicke e.V. Ludwigshafen
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Publication Date:
18 August 2010 (online)

Die 65. gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten mit der Sektion für Gastroenterologische Endoskopie (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) mit den Arbeitsgemeinschaften der DGAV findet vom 15. – 18. September statt, dieses Jahr erstmals in der Messe Stuttgart (ICS). Wir freuen uns, dass wichtige Schwerpunkte des Kongressprogramms im aktuellen Schwerpunktheft der Deutschen Medizinischen Wochenschrift aufgegriffen werden.

In der Therapie solider Tumoren wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte verzeichnet. Dies gilt in gleicher Weise für kurative Therapieansätze und den Überlebensvorteil, den eine palliative Chemotherapie heute bietet. Die Entwicklung neuer Arzneimittel und Arzneimittelkombinationen sowie die zielgerichteten Therapien bei etlichen Tumorentitäten haben sicherlich zu therapeutischen Erfolgen beigetragen. Die zunehmenden Möglichkeiten resultieren aber in erheblichen gesundheitsökonomi-schen Problemen. Wir müssen deshalb konsequent am Weg hin zu personalisierten Therapieentscheidungen festhalten, um den gegebenen Rahmen nicht zu sprengen. Wir stehen hierbei sicherlich am Anfang des Weges, und viele neue Medikamente der zielgerichteten Therapie suchen noch den optimalen Platz im therapeutischen Arsenal. Die Übersicht von G. von Wichert et al. stellt am Beispiel des kolorektalen Karzinoms und des Pankreaskarzinoms die Schwierigkeiten, aber auch die Erfolge auf dem Weg der individualisierten Therapie dar.

In ihrem Beitrag unter der Rubrik „Zertifizierte Fortbildung (CME)” zeigen Lordick et al., wie sich diese Erkenntnisse in eine leitlinienkonforme Diagnostik und Therapie des Magenkarzinoms übersetzen lassen. Das Magenkarzinom ist mit Therapieoptionen von der endoskopischen Resektion über neoadjuvante Konzepte bis hin zur palliativen Situation eine Erkrankung, die prototypisch für die unerlässliche Interdisziplinarität der Viszeralmedizin steht.

In einer prospektiven Vergleichsstudie eines Darmkrebs-Screeningkollektivs konnte eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe um Juchems und Wagner die aus der Literatur bekannte Überlegenheit der Videokoloskopie gegenüber der CT-Kolonographie bei der Entdeckung von Läsionen unter 10 mm klar bestätigen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen können dank der verbesserten Möglichkeiten der immunsuppressiven Therapie heute effektiver behandelt werden. Doch auch hier stellt sich die entscheidende Frage des Kosten-Nutzen-Aufwands einerseits und nach dem doch relevanten Risikoprofil dieser zielgerichteten Therapien andererseits. K. Herrlinger und E. F. Stange stellen in ihrem Kommentar mit „Step-up" und „Top-down" aktuelle Konzepte in der Therapie des Morbus Crohn gegenüber. Sie arbeiten klar heraus, dass auch hier eine individualisierte Herangehensweise zielführender als eine generelle Festlegung auf das eine oder andere Konzept ist.

Die Schnittstelle zwischen internistischer und chirurgischer Therapie der Adipositas wird in den Beiträgen von A. Hamann und R. Weiner deutlich. Die Behandlung dieser Erkrankung ist eine besondere interdisziplinäre Herausforderung, die von keiner Fachdisziplin alleine durchgeführt werden kann. Erst die enge Verzahnung von internistischen und chirurgischen Konzepten kann letztlich Erfolg haben.

Viszeralmedizin 2010 beinhaltet in zunehmendem Maß eine Disziplinen übergreifende Herangehensweise an die Probleme unserer Patienten. Dieser hohe Anspruch an Interdisziplinarität ist Ausdruck gelebter Kooperation, und wir freuen uns sehr, dass sich diese Interdisziplinarität auch in diesem Schwerpunktheft widerspiegelt.

Prof. Dr. Guido Adler

Zentrumfür Innere Medizin, Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Ulm

Albert-Einstein-Allee 23

89081 Ulm

Phone: 0731/500 44501

Fax: 0731/500 44502

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