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DOI: 10.1055/s-0030-1263597
Inflammations-assoziierte Karzinogenese und Chromosomale Instabilität: Validierung eines murinen Modells Colitis-assoziierter Karzinome
Einleitung: Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) tragen ein erhöhtes Risiko für kolorektale Karzinome. Solche Karzinome zeigen molekularbiologische Besonderheiten, die sie von sporadischen Karzinomen unterscheiden: Ein genetisches Charakteristikum ist ihr hohes Maß an chromosomaler Instabilität (CIN), die als prognostischer Faktor für die Karzinomentstehung dient. CIN ist bei nahezu allen CU-assoziierten Karzinomen nachweisbar, während 25% aller sporadischen Karzinome genetisch stabil sind. Verschiedene Mausmodelle für CU-assoziierte Karzinogenese sind etabliert, von denen bisher keines hinsichtlich CIN charakterisiert wurde.
Ziele: Ziel dieses Projektes war es, kolorektale Karzinome von IL-10–/–-Mäusen hinsichtlich CIN zu charakterisieren. Es soll so ein Mausmodell identifiziert werden, das den Charakteristika menschlicher CU-assoziierter Karzinogenese möglichst genau entspricht.
Methodik: IL10–/–-Mäuse entwickeln kolorektale Karzinome im Alter von etwa 15 Wochen. Die entzündliche Aktivität wurde endoskopisch, histologisch und anhand der Expressionssteigerung pro-inflammatorischer Zytokine gesichert. Die Karzinome wurden einer DNA-Bild Zytometrie unterworfen, DNA-Histogramme wurden eingeteilt in chromosomal stabile, chromosomal stabile-proliferative und chromosomal instabile Zellpopulationen. Zusätzlich wurde prämaligne Mukosa gemessen.
Ergebnisse: IL-10–/–-Mäuse entwickeln invasive Inflammations-assoziierte kolorektale Karzinome. Diese Karzinome zeigen keine chromosomale Instabilität und unterscheiden sich DNA-zytometrisch nicht von prämalignen Stadien. Synchrone extrakolische Karzinome wurden nicht beobachtet.
Schlussfolgerung: IL-10–/–-Mäuse entwickeln Inflammations-assoziierte kolorektale Karzinome binnen kurzer Zeit. Solche Karzinome sind, im Gegensatz zu menschlichen Colitis-assoziierten Karzinomen, nicht gekennzeichnet durch CIN. IL-10–/–-Mäuse – ein etabliertes Mausmodell menschlicher Colitis – sind daher nur eingeschränkt zum Studium Inflammations-assoziierter Karzinogenese geeignet. Ein Mangel an IL-10 scheint nicht zentral zu CIN beizutragen. Weitere Studien sind nötig, um geeignete Tiermodelle zu identifizieren, die menschliche Karzinogenese auf dem Boden einer Entzündung möglichst nahe abbilden.