Klinische Neurophysiologie 2010; 41(4): 258-262
DOI: 10.1055/s-0030-1265187
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mikroembolien als Risikomarker für den Hirninfarkt

Microemboli as Marker of the Risk for StrokeW. H. Mess1
  • 1Universitätsklinik Maastricht
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Publikationsdatum:
07. Dezember 2010 (online)

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Zusammenfassung

Es ist möglich mithilfe der transkraniellen Dopplersonografie in der A. cerebri media Mikroembolien nachzuweisen. Sie sind durch eine kurzzeitige Signalintensitätserhöhung (Mikroemboliesignal; „MES”) charakterisiert, die sowohl im FFT Spektrum sichtbar als auch im Audiosignal hörbar ist. Diese zusatzdiagnostische Methode ist sehr robust, für die Übereinstimmung zwischen 2 unabhängigen Untersuchern werden ausgezeichnete Werte erzielt. MES werden in maximal der Hälfte der Patienten mit einer symptomatischen Stenose der A. karotis gesehen. Ihr Nachweis birgt ein deutlich gesteigertes Risiko für eine erneute, klinisch manifeste zerebrale Durchblutungsstörung und korreliert mit Läsionen in der MRT. Das Auftreten von MES erlaubt daher Rückschlüsse auf die Eigenschaften der Karotisplaque und den Effekt medikamentöser Therapie. In der Zukunft könnte die Bestimmung der MES zu einer adäquateren Indikationsstellung für die Karotisendarteriektomie führen. Auch für die asymptomatische Stenose der A. karotis gilt, dass der Nachweis von MES mit einem erhöhten Risiko für ischämische Ereignisse einhergeht. MES sind in dieser Patientengruppe jedoch schwieriger nachzuweisen, da sie viel seltener auftreten und eine geringere Signalintensität aufweisen. Trotzdem könnte gerade in dieser Population die MES Detektion einen wichtigen Beitrag zur individualisierten Indikation leisten, da angesichts der modernen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten eine Karotisendarteriektomie nicht mehr generell empfohlen werden kann. Patienten mit MES bilden hier möglicherweise eine wichtige Ausnahme. Die während des Freipräparierens bei Karotisendarteriektomie auftretenden MES sind ebenso wie die MES die postoperativ gemessen werden, mit neurologischen Symptomen korreliert. Im 1. Fall empfiehlt sich die geringstmögliche Manipulation des Blutgefässes, im 2. ist eine intensivierte Behandlung mit Thrombozytenaggregationshemmern in Betracht zu ziehen.

Abstract

It is possible to detect microemboli in the middle cerebral artery using transcranial Doppler sonography. These microemboli are characterised by a short-lasting signal intensity increase (microembolic signal; “MES”), which is visible in the FFT spectrum and also depictable in the audio signal. MES detection is a robust method with a considerable interobserver agreement. MES can be seen in maximally half of the patients with a symptomatic carotid artery stenosis. The presence of MES implies a significantly increased risk of a renewed stroke or TIA and correlates with new lesions on MRI. Hence, the occurrence of MES allows for conclusions on the plaque properties and the effect of medical therapy. In future, the measurement of MES might result in a more adequate decision on carotid endarterectomy in a given patient. It holds also true for patients with an asymptomatic carotid artery stenosis that the presence of MES bears an increased risk of brain ischemia. In this group of patients MES are more difficult to detect due to their relatively infrequent occurrence and low intensity. However, the detection of MES in this patient group might considerably contribute to an adequate choice of therapy. In view of the currently available medical therapy, carotid endarterectomy cannot generally be recommended anymore. Possibly, those patients with MES might be an important exception. MES can also occur in relation to carotid endarterectomy. Those MES that can be detected during dissection as well as postoperatively show a correlation with neurological deficits. In the first case the carotid artery should be manipulated as little as possible, in the second case an intensified antithrombotic medication should be considered.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Werner H. Mess

Leiter der Abteilung für

Klinische Neurophysiologie

Universitätsklinik Maastricht

P. O. Box 5800

6202 AZ Maastricht

Niederlande

eMail: Werner.Mess@mumc.nl