Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P101
DOI: 10.1055/s-0030-1265443

Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung im städtischen Ballungsraum – Erfahrungen der ersten 6 Monate

B Vyhnalek 1, B Heilmeier 1, A Beyer 1, S Lorenzl 1, M Schlemmer 1, GD Borasio 1
  • 1LMU München, München, Germany

Der 1. SAPV-Vertrag in München wurde zum 01.10.2009 zwischen allen gesetzlichen Krankenkassen und dem Klinikum der Universität München geschlossen. Leistungserbringer ist das Ambulante Palliative Care Team des Interdisziplinären Zentrums für Palliativmedizin (IZP).

Das SAPV-Team besteht derzeit aus 2 Palliativmedizinern, 2 Pflegekräften, 1 Sozialpädagogin und 1 Verwaltungsfachkraft, alle in Vollzeit tätig. Es erbringt alle Leistungen der SAPV nach §37b und 132d SGB V einschl. 24 Std.-Rufbereitschaft. Versorgungsgebiet ist die Stadt München (1,3 Mio. Einw., derzeit 2 SAPV-Teams mit Vertrag).

In den ersten 6 Monaten der SAPV gingen 133 Anfragen ein (72m, 54%). Die Diagnose war bei 93 Pt (70%) onkologisch, bei 31 Pt (24%) neurologisch (davon 15 Pt mit ALS), bei 8 Pt (6%) internistisch. Das Durchschnittsalter war 67,0 Jahre [22–85]. Für 100 Pt wurde eine Verordnung eingereicht (bisher 3 endgültige Ablehnungen). 16 SAPV-Pt waren privat versichert (bisher keine Ablehnung). 57 Erst-Verordnungen wurden im Krankenhaus ausgestellt.

Die mittlere Betreuungsdauer in Teil- oder Vollversorgung betrug 34,7 Tage [2–175]. 60 Pt sind verstorben (52 (87%) zuhause, 8 (13%) auf Palliativstation/Hospiz).

Die Arbeitszeit mit Angehörigen (22,9%) übertraf die am Patienten (20,0%). Die Fahrzeiten waren mit 22,6% trotz Ballungsraum beträchtlich. Den größten Anteil (34,5%) machten systemische Tätigkeiten aus (Telefonate, Schriftverkehr, Besprechungen, Dokumentation).

Die meisten Patienten konnten zu Hause sterben, keiner starb im Akutkrankenhaus. Erstmalig konnte dokumentiert werden, dass der Zeitanteil der Arbeit mit Angehörigen sogar höher ist als der am Patienten. Bemerkenswert ist der hohe Anteil nicht-onkologischer Patienten (fast 30%). Aus den Rückmeldungen der betreuten Familien lässt sich schließen, dass die SAPV einen wesentlichen Beitrag zur Enttabuisierung der Themenbereiche Tod und Sterben leistet.