Zielstellung: Bei Essstörungen handelt es sich um schwerwiegende und schwer zu behandelnde psychische
Störungen. Im Rahmen der Studie ging es darum, ein primärpräventives Konzept zu entwickeln
und im Rahmen einer kontrollierten Studie zu evaluieren. Das POPS-Programm beruht
auf dem Life-Skills-Ansatz und fokussiert inhalltich auf Themen wie Umgang mit sozialem
Druck, Stärkung der Medien- und Problemlösekompetenz sowie gesundes Ernährungs- und
Bewegungsverhalten. Methodik: Das Programm wurde an Gymnasien und Gesamtschulen von Lehrern durchgeführt. Die Evaluation
erfolgte in einem längsschnittlichen Kontrollgruppen-Design mit drei Messzeitpunkten.
Insgesamt liegen Daten von 891 Schülerinnen und Schülern (45,8% Jungen) im Alter von
10–16 Jahren vor. Damit konnten noch rund 80% der Gesamtstichprobe nachbefragt werden.
In der Baselineerhebung, der 3-Monats- und der 1-Jahres-Katamnese wurden jeweils die
Esstörungssymptomatik (EAT-26), die Körperunzufriedenheit (EDI-2, CDRS), der Selbstwert
(CHQ), der erlebte Mediendruck (SATAQ) und sozialer Druck (FASD) sowie die Bedeutung
des Aussehens (ASI) erhoben. Ergebnisse: Die EAT-Werte lagen bei 4,7% der Schüler im klinisch-auffälligen, bei 11,2% im subklinischen
Bereich. Die Ergebnisse der 3-Monats- und 1-Jahres-Katamnese sind vielversprechend.
Mit Ausnahme des Selbstwerts zeigten sich in allen Bereichen signifikante Effektstärken,
wenn auch erwartungsgemäß im niedrigen Bereich (Cohens d zwischen 0,12 bis 0,22).
Während sich bei den Jungen langfristig keine Effekte auf die Essstörungssymptomatik
nachweisen ließen, konnten solche Effekte bei den Mädchen nachgewiesen werden (d=0,25).
Die Ergebnisse zeigten sich größtenteils auch noch, wenn eine ITT-Analyse durchgeführt
wurde. Fazit: Die vorliegenden Ergebnisse unterstützen die Wirksamkeit des POPS-Programms und zeigen,
dass primäre Interventionsprogramme auch von Lehrern erfolgreich umgesetzt werden
können. Zur Steigerung der Nachhaltigkeit sollten Nachschulungen und spezielle Angebote
für die besonders auffälligen Schüler und Schülerinnen erfolgen.