Hintergrund: Stress stellt auch bei Jugendlichen einen der wichtigsten Einflussfaktoren für Kopfschmerzen
dar. Bisherige Studien untersuchten meistens spezifische Stressoren, z.B. Ausmaß der
Hausaufgaben oder soziale Konflikte, weniger das subjektive Stresserleben der Schüler,
welches auf zu hohe Anforderungen oder auf einen Mangel an Bedürfnisbefriedigung zurückgeführt
werden kann. Ziel der Studie war, Zusammenhänge zwischen chronischem Stresserleben
und Migräne sowie Spannungskopfschmerzen bei Jugendlichen zu untersuchen. Material und Methoden: Jugendliche Gymnasiasten der 10. und 11. Klassen bearbeiteten Fragebögen zu Schmerzen
und Beschwerden sowie ihren Lebensumständen. Chronisches Stresserleben wurde mit dem
Trierer Inventar zum chronischen Stress (Dimensionen: schulische Überlastung, soziale
Überlastung, Erfolgsdruck, Arbeitsunzufriedenheit, Überforderung in der Schule, Mangel
an sozialer Anerkennung, soziale Spannungen, soziale Isolation, chronische Besorgnis)
erhoben. Migräne und Spannungskopfschmerzen wurden entsprechend den Kriterien der
International Headache Society unterschieden. Multiple lineare Regressionen mit Adjustierung
für Geschlecht und Klassenstufe wurden berechnet, um Unterschiede in den Stress-Scores
(in T-Werten: Mittelwert 50, Standardabweichung 10) zu bestimmen, die auf Migräne
bzw. Spannungskopfschmerzen zurückzuführen sind. Ergebnisse: 1.260 Fragebögen wurden ausgewertet. 10,2% der Schüler litten unter Migräne, 48,7%
unter Spannungskopfschmerzen und 19,8% unter Migräne und Spannungskopfschmerzen. Für
Schüler mit Migräne sowie Schüler mit Migräne und Spannungskopfschmerzen wurden im
Vergleich zu Schülern ohne Kopfschmerzen erhöhte Stress-Scores in allen untersuchten
Dimensionen gefunden (v.a. schulische Überlastung: +7,0 bzw. +3,7, Überforderung in
der Schule: +6,2 bzw. +5,2, Mangel an sozialer Anerkennung: +7,3 bzw. +4,6, chronische
Besorgnis: +7,3 bzw. +5,1). Dagegen wurden inkonsistente und schwächere Assoziationen
für Schüler ermittelt, die nur Spannungskopfschmerzen berichteten (Arbeitsunzufriedenheit:
+2,2, Überforderung in der Schule: +2,2, Mangel an sozialer Anerkennung: +2,1, chronische
Besorgnis: +1,7). Diskussion: Diese systematische Untersuchung von Unterschieden im chronischen Stresserleben zeigt,
dass Schüler mit Migräne in stärkerem Ausmaß und durch mehr Stressoren beeinflusst
werden als Schüler mit Spannungskopfschmerzen. Das bedeutet, dass jugendliche Migräne-Patienten
mehr von stresstherapeutischen Interventionen profitieren könnten als Jugendliche
mit Spannungskopfschmerzen.