Einleitung/Hintergrund: Die (gerechtigkeits-)ethischen sowie gesundheitsökonomischen Aspekte der Mittelverteilung
im Gesundheitswesen sind bereits vielfach diskutiert. Sofern Leistungsbegrenzungen
notwendig sind, können diese in zwei unterschiedlichen Arten durchgeführt werden Explizite
Leistungsbegrenzungen erfolgen „oberhalb“ der individuellen Arzt-Patienten-Beziehung
nach ausdrücklich festgelegten, allgemein verbindlichen Kriterien. Bei impliziten
Leistungsbegrenzungen, die derzeitig vorherrschen, erfolgt die Zuteilung hingegen
nicht nach vorgegebenen Regeln, sondern jeweils im Einzelfall durch die Ärztinnen
und Ärzte. Die Zielsetzung des Forschungsvorhabens bestand darin, die Möglichkeiten
und Grenzen der impliziten und expliziten Rationierung in zwei ausgewählten Praxisbereichen,
der interventionellen Kardiologie und der Intensivmedizin zu untersuchen. Zu diesem
Zweck sollten exemplarische Versorgungsstandards in Form von Kostensensiblen Leitlinien
entwickelt werden. Material/Methoden: In ausgewählten Indikationen der Praxisbereiche wurde die empirische Evidenz zur
Effektivität und Kosteneffektivität ausgewertet. Im Bereich der Kardiologie wurden
Drug Eluting Stents und implantierte Defibrillatoren, für die Intensivmedizin der
aktivierter) avisiert.®) oder aktiviertes Protein C (Xigris®Faktor VII (NovoSeven
Darüber hinaus wurden Recherchen zu thematisch einschlägigen Leitlinien und Versorgungsstandards
vorgenommen. Es wurden Patientengruppen identifiziert, die einen unterschiedlich großen
Nutzen von den jeweiligen medizinischen Maßnahmen haben. Des Weiteren wurde die Kosteneffektivität
für die verschiedenen Subgruppen bestimmt und die Daten in eine medizinische Leitlinie
eingearbeitet. Ergebnisse: Evidenz für die medizinische Effektivität der oben genannten Technologien konnte
identifiziert und aufgearbeitet werden. Abgrenzbare Subgruppen, die abweichend von
der Leitlinie eine Leistungsbegrenzung aufgrund der Kosteneffektivität begründbar
machten, ließen sich jedoch lediglich für die Technologien Stents und implantierbare
Defibrillatoren ermitteln. Für diese beiden Technologien wurden exemplarische Kostensensible
Leitlinien erstellt. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Erarbeitung Kostensensibler Leitlinien als Instrument der expliziten Leistungsbegrenzung
ist – unter entsprechenden Zeit- und Ressourcenaufwand – möglich. Die Erstellung erfordert
jedoch eine ausreichende Verfügbarkeit von Daten zur Effektivität sowie zur Kosteneffektivität
bei spezifischen Subgruppen von Patienten. Insbesondere Daten in Bezug auf diese Subgruppen
sind nicht regelhaft vorhanden. Insgesamt ist noch nicht absehbar, inwiefern dieses
Instrument Eingang in die Versorgungspraxis finden kann.