Hintergrund: Endometriose gehört mit einer geschätzten Inzidenz von 40.000 Neuerkrankungen pro
Jahr zu den häufigsten benignen Erkrankungen in der Gynäkologie (Ebert 2006). Die
Komplexität der Erkrankung und die vielfältigen körperlichen, psychischen und sozialmedizinischen
Folgen stellen die Ärzte und die Patientinnen vor erhebliche Probleme (Leeners und
Imthurn 2007). Die betroffenen Frauen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Umgangs
mit der Erkrankung deutlich. Die Identifikation unterschiedlicher Patientengruppen
zielt auf eine Optimierung der Versorgung. Methodik: Grundlage ist die Studienpopulation einer BMBF geförderten Studie zur Entwicklung
und Implementation einer ambulanten Patientenschulung für Frauen mit Endometriose.
Im Rahmen einer Two-Step-Clusteranalyse (SPSS 17.0) wurden für die vorgegebenen Variablen
Alter, Krankheitsdauer und Diagnoseverzögerung drei Cluster gebildet. Der Mittelwertvergleich
erfolgte mittels einfaktorieller Varianzanalyse (ANOVA). Ergebnisse: Insgesamt wurden den drei Clustern 115 Fälle zugeordnet, 41 Fälle wurden ausgeschlossen.
Im ersten Cluster sind 44 Frauen zusammengefasst, die gekennzeichnet sind durch das
höchste Durchschnittsalter (44 Jahre) und die längste Krankheitsdauer (13 Jahre).
Wichtigstes Symptom dieser Frauen ist eine tiefe Erschöpfung. Das zweite Cluster umfasst
eine Subgruppe im Alter von durchschnittlich 36 Jahren und einer Krankheitsdauer von
3,4 Jahren. Diese Patientinnen geben die höchsten Schmerz- (VAS=65,5) und die schlechtesten
Lebensqualitätswerte (EHP 30=49,3) an. Auffälligstes Merkmal ist die extreme Diagnoseverzögerung
(Auftreten der ersten Beschwerden bis Diagnose) mit durchschnittlich 16 Jahren (Eigenangaben).
Im dritten Cluster sind junge Patientinnen (31 Jahre) mit kurzer Krankheitsdauer (3,4
Jahre) und kurzer Diagnoseverzögerung (2,1 Jahre) zusammengefasst, die problemorientiert
mit ihrer Erkrankung umgehen. Ausblick: Die Patientinnen dieser Cluster benötigen eine ihrer jeweiligen Ausgangssituation
angepasste medizinische Versorgung zur Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgungen.
Insbesondere die „schwierigen“ Patientinnen in Cluster 2müssen frühzeitig identifiziert
und spezifischen Angeboten zugeführt werden. Die Annahme vermehrter psychischer Komorbiditäten
in dieser Gruppe wird im Rahmen der Befragung zum Follow up-Zeitpunkt (12 Monate nach
Schulung) untersucht. Es wird erwartet, dass sich daraus Ansatzpunkte für eine gezieltere
Versorgung ergeben.