Hintergrund und Fragestellung: Herzangst ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Selbstaufmerksamkeit gegenüber der
Funktion des Herzens. Sie ist verbunden mit einer gesteigerten Ängstlichkeit/Furcht
und der Vermeidung körperlicher Aktivität. Während frühere Arbeiten das Konstrukt
Herzangst in seiner Bedeutung hauptsächlich für Patienten mit psychischen Erkrankungen
untersucht haben, liegen inzwischen auch Erkenntnisse zum Auftreten von Herzangst
bei kardiologischen Erkrankungen vor. So ist beispielsweise bekannt, dass Herzangst
im zeitlichen Verlauf nach kardiologischen Interventionen abnimmt. Ein Einflussfaktor,
der in diesem Zusammenhang noch wenig untersucht wurde, ist die Selbstwahrnehmung
des Gesundheitszustandes. Anhand der vorliegenden Untersuchung soll die Frage überprüft
werden, wie sich die Herzangst im zeitlichen Verlauf der Phase III Rehabilitation
von Zeitpunkt T1 (Ende der Reha) zu Zeitpunkt T2 (12 Monatskatamnese) in Abhängigkeit
von der Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes verändert. Material und Methode: Empirische Basis der Analysen sind die Daten der von der DRV Bund geförderten, multizentrischen
Beobachtungsstudie Cardiac Rehabilitation Outcome – Quality Management Survey (2008/2009).
Aufgenommen wurden Patienten mit koronarer Herzerkrankung (ACS) und nach Bypass-Operation.
Bislang liegen Daten von 207 Patienten zu beiden Zeitpunkten vor (MW Alter: 58,13;
SD: 10,6). Zur Erfassung der Herzangst wurde die deutsche Übersetzung des Cardiac
Anxiety Questionnaire, der Herzangstfragebogen (HAF), genutzt. Die Selbsteinschätzung
des Gesundheitszustandes erfolgte mit der Visuellen Analog Skala (VAS) des EuroQOL.
Es wurde eine dreifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (Zeitpunkt, Geschlecht,
wahrgenommener Gesundheitszustand) berechnet, das Alter wurde als mögliche Einflussvariable
kontrolliert. Ergebnisse und Diskussion: Es zeigte sich eine signifikante Interaktion von Zeitpunkt und Einschätzung des Gesundheitszustandes
(p=0,017, eta2=0,042). Patienten, deren wahrgenommener Gesundheitszustand sich verbesserte oder
gleich blieb, berichteten im zeitlichen Verlauf über eine Abnahme der Herzangst. Patienten,
deren wahrgenommener Gesundheitszustand sich verschlechterte, zeigten im zeitlichen
Verlauf eine Zunahme der Herzangstwerte. Die Implikationen, die sich daraus für das
sekundärpräventive Verhalten unter anderem in Bezug auf die körperliche Aktivität
ergeben, werden derzeit untersucht und sollen auf dem Kongress berichtet werden.