Hintergrund: Die Förderung körperlicher Aktivität gilt als zentrale Säule der Gesundheitsförderung.
Da Frauen in schwierigen Lebenslagen und Migrantinnen im mittleren Lebensalter in
hohem Maße körperlich inaktiv sind, stellen sie eine bedeutsame Zielgruppe dar. Der
organisierte Sport bietet sich hier aufgrund seiner Expertise und Infrastrukturen
sowie seiner Funktion als Institution der sozialen Integration in besonderem Maße
als Partner der Gesundheitsförderung an. Dennoch sind Migrantinnen und Frauen in schwierigen
Lebenslagen in Sportvereinen deutlich unterrepräsentiert. Im Projekt „Bewegung als
Investition in Gesundheit“ der Präventionsforschung des Bundes wurden in einem umfassenden
Beteiligungs- und Befähigungsansatz im Setting Sportverein Frauen aus der Zielgruppe,
lokale Experten und Entscheidungsträger in alle Phasen der Planung und Implementierung
von verhaltens- und verhältnisorientierten Bewegungsaktivitäten einbezogen. In einem
Transferprojekt wurde der BIG-Ansatz auf ein Sampling von Sportvereinen mit unterschiedlichen
Strukturmerkmalen übertragen. Methoden: Bei der Studie wurde nach der Methode der partizipativen Gesundheitsforschung vorgegangen.
Daten wurden über Dokumentenanalysen, teilnehmende Beobachtung und qualitative Interviews
erhoben. Befragt wurden Akteure der acht beteiligten Sportvereine und lokale Experten,
die eng mit den Vereinen zusammenarbeiteten sowie Vertreter des Sportverbands BLSV.
Theoretische Grundlage bildet der Ansatz des Organisationalen Lernens nach Argyris/Schön.
Ergebnisse: Partizipation und intersektorale Kooperation erzielt eine verbesserte Wahrnehmung
und Nutzung von Gestaltungsspielräumen und Ressourcen bei betroffenen Frauen, führt
aber auch zur Befähigung der Experten und Entscheidungsträger. Kompetenzgewinne zeigen
sich hinsichtlich der Kenntnisse über die Sport- und Bewegungsbedürfnisse der Zielgruppenfrauen,
deren Barrieren und Anforderungen an die Gestaltung von Bewegungsangeboten sowie Notwendigkeiten
der Anpassung von Strukturen und Regelsystemen der Vereine. Darüber hinaus erwerben
Vereine zukunftsfähige Kompetenzen: Erfahrung mit Projektarbeit und Partizipation
sowie Netzwerker-Kompetenz. Der Beitrag beschreibt die ausgelösten Lernprozesse und
stellt erste Ergebnisse der Studie vor. Diskussion: Dieser Beitrag zeigt auf, dass Organisationen durch Beteiligung an partizipativer
Gesundheitsforschung Lernprozesse durchlaufen, die ihnen Kompetenzen für Gesundheitsförderung
vermitteln. Dabei werden Chancen und Grenzen der Organisationsentwicklung in Sportvereinen
aufgezeigt.