Hintergrund: Schädlicher Gebrauch bzw. Abhängigkeit von psychotropen Medikamenten sind weit verbreitet.
Hausarztpraxen stellen ein geeignetes Setting dar, um diese Problematik zu erkennen
und ggf. eine Behandlung zu initiieren. Um die Ärztinnen und Ärzte bei dieser Aufgabe
zu unterstützen, wurde von der Bundesärztekammer ein Leitfaden zu diesem Thema entwickelt.
Die Akzeptanz und Einschätzung des Leitfadens soll daher bei Hausärzten untersucht
werden. Methoden: Einer deutschlandweiten Zufallsstichprobe (N=900) von Hausärzten wurde der Leitfaden
zugesandt. Nach 12 Wochen wurden die Hausärzte telefonisch kontaktiert und zu ihrer
Nutzung und Einschätzung des Leitfadens befragt. Auf Wunsch erfolgte der Versand eines
Fragebogens. Vorläufige Ergebnisse: Bisher konnte die Befragung bei 396 (44,1%) Ärzten realisiert werden (Stand 17.03.2010).
Dabei gaben 49 (12,4%) an, den Leitfaden nicht erhalten zu haben. Von den verbleidenden
347 Ärzten haben 215 (62,0%) den Leitfaden rezipiert. Im Mittel haben sich diese Ärzte
38 Minuten (SD=42,9) mit dem Leitfaden beschäftigt. Die Nützlichkeit des Leitfadens
für den Arbeitsalltag wird durchschnittlich mit 2,3 (SD=0,8) bewertet (5-stufige Skala,
1=sehr nützlich), 30 Ärzte (14,1%) haben den Leitfaden an Kollegen weiterempfohlen.
Bezüglich Alter, Geschlecht, Fachrichtung und Anzahl der behandelten Patienten pro
Quartal unterschieden sich Ärzte mit und ohne Beschäftigung mit dem Leitfaden nicht.
Diskussion: Es zeigt sich, dass der Leitfaden bei der Mehrheit der Hausärzte auf Interesse stößt.
Die Inhalte des Leitfadens werden als nützlich für den Arbeitsalltag eingeschätzt.
Diese vorläufigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Versenden von Informationsmaterial
geeignet ist, um schädlichen Gebrauch von psychotropen Medikamenten in der hausärztlichen
Versorgung stärker zu thematisieren.