Einleitung: Die frühzeitige Erkennung von Krankheitsausbrüchen ist eine wichtige Aufgabe der
Infektionssurveillance. Am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA) wird wöchentlich
das räumliche Scan-Verfahren nach Kulldorff, unter Verwendung der SaTScan™-Software,
eingesetzt, um Cluster in den Einzellfallmeldungen zu identifizieren. Ziel dieser
Arbeit ist es, den Nutzen dieses Verfahrens anhand der konventionell erkannten Salmonellose-Gruppenerkrankungen
zu verifizieren. Methoden: Das Meldeverfahren gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) beinhaltet die Übermittlung
von anonymisierten Einzelfalldaten der Landkreise und kreisfreien Städte (Regionen)
vom Gesundheitsamt an die Landes- und Bundesbehörden. Ergänzend werden Informationen
zu Gruppenerkrankungen (≥2 Fälle mit epidemiologischem Zusammenhang) übermittelt.
Das SaTScan™-Programm generiert Clusteralarme, wenn die Inzidenz in einer oder mehreren
benachbarten Regionen gegenüber dem restlichen Untersuchungsgebiet unter Annahme der
Poissonverteilung signifikant erhöht ist. Im Zeitraum 2003–2009 wurden wochenweise
anhand von 4-Wochen-Inzidenzen zum 95%-Signifikanzniveau SaTScan-Clusteralarme generiert.
Mehrere aufeinanderfolgende Clusteralarme der gleichen Regionen wurden als Clustergeschehen
zusammengefasst. Diese wurden mit den übermittelten Gruppenerkrankungen abgeglichen.
Anschließend wurde die Abhängigkeit der Übereinstimmung von der Fallzahl innerhalb
der Gruppenerkrankung und deren räumlicher Ausdehnung analysiert. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden in Niedersachsen durch das SaTScan-Verfahren 124
Salmonellose-Clustergeschehen identifiziert. 1.393 Gruppenerkrankungen wurden gemäß
IfSG übermittelt. 467 (33,5%) der übermittelten Gruppenerkrankungen korrespondierten
mit einem Clustergeschehen, umgekehrt korrespondierten 101 (81%) der Clustergeschehen
mit verschiedenen Gruppenerkrankungen. Einem Clustergeschehen zuordenbare Gruppenerkrankungen
(im Mittel 3,8) unterschied sich von den nicht zuordenbaren Gruppenerkrankungen hinsichtlich
der mittleren Fallzahl (5,9 versus 2,8 beobachtete Fälle pro Gruppenerkrankung, p<0,001)
und der mittleren Anzahl der betroffenen Regionen (1,17 versus 1,04 Regionen, p<0,001).
90% der zugeordneten Gruppenerkrankungen und 47% der generierten Clusteralarme betrafen
nur eine Region. Der Anteil der einem Clusteralarm zugeordneten Gruppenerkrankungen
stieg mit der Anzahl der Fälle: bei 2–5 Fällen: 29,7%; bei 6–10 Fällen: 40,5%; bei
11–20 Fällen: 89,6%; bei >20 Fällen: 96%, p<0,001). Schlussfolgerungen: Ein Großteil der Clusteralarme entspricht übermittelten Gruppenerkrankungen. Ausbrüche
mit einer Fallzahl >10 werden durch SaTScan gut identifiziert. Das Verfahren kann
daher vermutlich auch vorher nichtbekannte Salmonellose-Gruppenerkrankungen erkennen.