Hintergrund: Bedarfsgerechte Jodversorgung während Schwangerschaft und Stillzeit ist eine höchst
wirksame primäre Prävention für die geistige und körperliche Entwicklung des Ungeborenen
und späteren Säuglings, und auch für die Mutter kann durch effektive Beratung zur
Jodsubstitution primär präventiv einer jodmangelbedingten Struma während und nach
einer Schwangerschaft vorgebeugt werden. Da die alimentäre Versorgung aufgrund des
geringen Spektrums jodhaltiger Lebensmittel schwierig ist, wird Schwangeren und Stillenden
die Substitution von 100–200µg Jodid/Tag empfohlen. Material und Methoden: In der BMBF-geförderten Studie wurden 1128 Wöchnerinnen hinsichtlich der Beratung
zur Jodversorgung und Jodid-Substitution sowie zur tatsächlichen Jodzufuhr in Schwangerschaft
und Stillzeit befragt. Der t1 erfolgte im Wochenbett; der t2 wurde 1 Jahr post partum
durchgeführt. Ergebnisse: 25% der befragten Frauen wurde zum Ende der Gravidität oder gar nicht darüber informiert,
dass der Jodbedarf in der Schwangerschaft erhöht ist. Bei Frauen mit dem niedrigsten
Bildungsabschluss lag der Anteil der nicht bzw. spät informierten Frauen bei 44%.
Die Empfehlung einer Jodsubstitution während der Schwangerschaft erhielten 61%. Die
ausdrückliche Empfehlung einer Jodsubstitution hat sich in der logistischen Regression
sowohl für die Schwangerschaft als auch für die Stillzeit als der wesentlichste Einflussfaktor
auf die Einnahme von jodidhaltigen Präparaten erwiesen (OR=11,50, 95%-KI: 7,44–17,79;
OR=16,06, 95%-KI: 9,72–26,53). Umso gravierender wirkt sich aus, dass sich für den
Empfehlungsumfang eine Bildungsabhängigkeit zeigt (Chi-Quadrat-Test, p=0,000). Die
Einnahme von jodhaltigen Präparaten wurde 43% der Frauen mit dem niedrigsten und 66%
der Frauen mit dem höchsten Bildungsabschluss empfohlen. Schlussfolgerungen: Die nicht ausreichende Jodversorgung ist auf Beratungsdefizite zurück zuführen, von
denen weniger gebildete Frauen erheblich häufiger betroffen sind. Die Frauenarztpraxis
als zentraler Beratungsort sollte effiziente und zielgruppenorientierte Beratung intensivieren.
Hier sind Fortbildungs- und Schulungsangebote auszubauen.