Einleitung: Mit der Erhöhung der Lebenserwartung und dem Anstieg von chronischen Erkrankungen
in Europa spielt die Palliativversorgung eine zunehmende Rolle im öffentlichen Gesundheitssystem.
Im Rahmen der EPACS-Studie (Begleitforschung zur Etablierung von Hospiz- und Palliative
Care-Stützpunkten in Rheinland-Pfalz) wurden umfangreiche Daten zur Qualität und Verfügbarkeit
der Palliativversorgung in Deutschland erhoben. Im vorliegenden Abstract werden das
Studiendesign sowie Einflussfaktoren auf die Teilnahme an der Studie präsentiert.
Material und Methoden: Die Querschnittstudie basierte auf einer Zufallsstichprobe von 5000 Einwohnern in
Rheinland-Pfalz, die zwischen Mai und August 2008 verstarben. Nach Bereinigung der
Stichprobe verblieben 4967 verstorbene Personen, an deren Adresse im September 2008
ein Fragebogen verschickt wurde. Die entscheidenden Faktoren der Teilnahme/Nicht-Teilnahme
wurden mit einer multiplen logistischen Regressionsanalyse identifiziert. Ergebnisse: 3832 Fragebögen wurden zugestellt, 1135 kamen als unzustellbar zurück. Insgesamt
wurden 1378 Fragebögen ausgefüllt, so dass eine Rücklaufquote von 36,0% erzielt wurde.
Hinterbliebene von verstorbenen Männern (n=1944; 50,7%) erhielten ungefähr gleich
viele Fragebögen wie Hinterbliebene von verstorbenen Frauen (n=1888; 49,3%). Die multivariate
Analyse zeigte eine erhöhte Teilnahmebereitschaft für Hinterbliebene von weiblichen
Verstorbenen (aOR:1,4; 95% CI:1,2–1,6) im Vergleich zu männlichen Verstorbenen. Weiterhin
nahmen Hinterbliebene von unverheirateten Personen weniger häufig teil (aOR:0,7; 95%
CI:0,6–1,0) als Hinterbliebene von verheirateten Personen. Zusätzlich ergab sich eine
geringere Teilnahme bei Hinterbliebenen von relativ jung (<40 Jahre) verstorbenen
Menschen im Vergleich zu älteren Menschen (≥90 Jahre) (aOR:0,4; 95% CI:0,2–0,8). Schlussfolgerungen: Die hohe Studienbeteiligung zeigt, dass auch bei einem sehr emotionalen Thema eine
detaillierte Befragung von Angehörigen möglich ist. Die Einflussfaktoren der Teilnahme
an der Studie sind nur schwer zu interpretieren. Waren die Verstorbenen noch relativ
jung, so könnte die Belastung einer Teilnahme für die Hinterbliebenen zu hoch gewesen
sein. Die geringere Teilnahme bei alleinstehenden Verstorbenen könnte ein Indiz für
fehlende Vertrauenspersonen während des Sterbeprozesses sein. In diesem Bereich sind
noch weitergehende Forschungsanstrengungen notwendig, um die sozialen/psychologischen
Hintergründe der Teilnahmebereitschaft näher zu beleuchten.