Hintergrund: Im Rahmen der Nutzenbewertung der Kapselendoskopie (KE) zur Diagnostik bei obskuren
Dünndarmblutungen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wurden aus den mittels
systematischer Literaturrecherche ermittelten Publikationen die Studien ausgewählt,
denen Aussagen zum diagnostischen Ertrag, zur diagnostischen Genauigkeit oder zu diagnostischen
und therapeutischen Konsequenzen zu entnehmen waren. Material: Mit der Ausnahme einer randomisierten kontrollierten Studie konnten ausschließlich
Fallserien ausgewertet werden, bei denen die KE und ein oder mehrere diagnostische
Vergleichstests durchgeführt wurden. Nur eine Studie führte einen Vergleich mit dem
als Referenzstandard anerkannten diagnostischen Verfahren (intraoperative Enteroskopie)
an, so dass die diagnostische Genauigkeit errechenbar war. In den meisten Studien
wurde über den so genannten diagnostischen Ertrag (diagnostic yield) berichtet, bei
dem die Anzahl (und Übereinstimmung) der Befunde der KE und der Vergleichstests dargestellt
wird. Wenn möglich wurden den Studien Angaben zu diagnostischen oder therapeutischen
Konsequenzen sowie zum Outcome entnommen. Ergebnisse: Die Qualität der Studien war insgesamt sehr heterogen, nur eine Studie wies keine
methodischen Mängel auf. Daten aus 20 der 23 Studien berichteten über den so genannten
diagnostischen Ertrag der KE. Rund 61% der Befunde der KE konnten auch in den Vergleichstests
identifiziert werden, die Übereinstimmung nach der Art der Befunde war hoch. Die Ergebnisse
zur diagnostischen Genauigkeit entstammen im Wesentlichen einer einzigen methodisch
hochwertigen Studie. Diese zeigt eine hohe Sensitivität (97%) bei einer Spezifität
von 75%. Aufgrund der heterogenen Studiendesigns und Mängeln in der Berichtsqualität
sind generelle Aussagen zum patientenrelevanten Nutzen nur eingeschränkt möglich.
In zehn Studien wird über eine Nachbeobachtung der Patienten berichtet. Eine Studie
macht Angaben zum therapeutischen Impact der KE. Diskussion: Insgesamt zeigen sich in den Studien konsistente Ergebnisse. Die KE zeigt eine hohe
Sensitivität bei mittelmäßiger Spezifität und führt bei Patienten mit Dünndarmblutungen
zu relevanten diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen.