Die durch den hochinfektiösen Erreger Coxiella burnetii verursachte grippeähnliche
Erkrankung ist eine in Deutschland relativ seltenen Zoonose. 2005 kam es im Jenenser
OT Winzerla zu einer laut Gesundheitsamt 331 Personen betreffenden Erkrankungswelle.
Der Erreger wurde durch im Juni 2005 nahe dem Wohngebiet weidende Schafe verbreitet.
Von Interesse ist, welche Faktoren bei vorhandener Quelle und entsprechenden Witterungsverhältnissen
eine solche meist aerogen übertragene Infektionskrankheit begünstigen bzw. verhüten.
Im November 2005 wurden 608 verfügbare Bewohner eines definierten Areals um ein Interview
gebeten; 460 (75,7%) akzeptierten das bei einem Hausbesuch durch trainierte Studenten
mittels standardisiertem Fragebogen zu Symptomen, Vorerkrankungen, Aufenthaltszeiten
und Lüftungsgewohnheiten durchgeführte Interview. Die statistische Auswertung des
Datenmaterials (Prävalenzraten und logistische Regressionsmodelle) mittels SAS, Version
9.1, ist Teil eines vom BMBF geförderten Verbundprojektes zum Q-Fieber. Entsprechend
der Falldefinition (positiver Laborbefund und/oder Fieber + mindestens zwei weitere
Symptome der 8 Items umfassenden Symptomliste) litten im Sommer 2005 22% der Befragten
(17,2% Frauen, 28,5% Männer) an Q-Fieber-Symptomen. Kein Proband hat ein Schaf berührt.
Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmender Nähe des Wohnblocks zur Weide (60m Entfernung
zur Weide: OR=14,7, CI: 5,4–40,2; 215m: OR=8,5, CI: 2,9–25,4; 275m: OR=7,6, CI: 2,6–22,2;
335m: OR=3,5, CI: 1,0–11,9 bezogen auf >/=395m (Referenz)). Weitere signifikante
Risikofaktoren im auf Geschlecht, Alter und Bildung adjustierten multiplen logistischen
Modell sind eine Aufenthaltszeit >130h im Juni 2005 in Winzerla im Freien (OR=2,5,
CI: 1,3–4,7), ein hohes Maß an Fensterlüftung Richtung Weide (OR=2,5, CI: 1,2–5,4)
und Schichtarbeit (OR=2,4, CI: 1,2–5,0). Mindestens eine Grippeschutzimpfung in den
der Endemie vorangegangenen 4 Jahren halbiert das Risiko im Vergleich zu ungeimpften
Probanden (OR=0,5, CI: 0,3–0,9). Die Ergebnisse erlauben sowohl konkrete Maßgaben
zur Entfernung von Weide- zu Wohngebieten als auch Verhaltenshinweise für Anlieger
betroffener Regionen.