Hintergrund: Politiken, Pläne und Programme aller Politikbereiche können indirekte und direkte
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Um solche Auswirkungen abzuschätzen,
werden im Rahmen des EU-weiten Projektes RAPID (Risk Assessment from Policy to Impact
Dimension) an ausgewählten Fallstudien Health Impact Assessments (HIA) durchgeführt.
Ziel ist es, klassische Methoden und Modelle der Risikoanalyse für den Einsatz in
HIA weiterzuentwickeln. Berichtet wird über die HIA-Fallstudie zum NRW-Wohnraumförderungsprogramm
(WoFP) 2010 (MBV NRW, 2010). Material und Methoden: Mittels einer Dokumentenanalyse zu Hintergrund, Zielen, Zielgruppen und vorgesehenen
Maßnahmen des WoFP und eines Workshops mit Gesundheitsexperten wurde ein Kausalnetz
entworfen, welches potenzielle Wirkzusammenhänge samt Gesundheitsdeterminanten und
Risikofaktoren sowie relevante Gesundheitsendpunkte darstellt. Mit einem Literaturreview
wird die Evidenz zu den identifizierten Gesundheitsendpunkten und Risikofaktoren sowie
zu Expositions-Wirkungsbeziehungen ermittelt, um dann die Wirkungsketten qualitativ
und soweit möglich auch quantitativ zu analysieren. Ergebnisse: Ein wichtiger Aspekt des WoFP ist die Förderung barrierefreier Wohnräume. Das entwickelte
Kausalnetz enthält mehr als 15 einzelne Wirkungsketten, zum Beispiel folgende: Reduzierung
der Barrieren im Wohnraum (=distaler Risikofaktor) reduziert die Anzahl von Stürzen
(=proximaler Risikofaktor) älterer Menschen mit der Folge seltenerer Frakturen (=Gesundheitsendpunkt)
und auch selteneren daraus resultierenden Todesfällen (=Gesundheitsendpunkt). Weitere
Wirkungsketten auf Grundlage der Ziele im WoFP sind die Schaffung bzw. der Erhalt
von Zugangsmöglichkeiten zu Einkaufs- und Versorgungseinrichtungen des täglichen Bedarfs
und damit verbundene selbständigere Lebensführung. Hierdurch wird die Lebensqualität
erhöht bzw. bleibt erhalten. Gleiches gilt für soziale Strukturen, die einer sozialen
Isolation entgegenwirken und damit das Auftreten z.B. von Depressionen vermindern
können. Diskussion: Für zahlreiche Kausalketten kann der Wirkungszusammenhang zumindest qualitativ mit
Evidenz belegt werden. Für einige Kausalketten, z.B. hinsichtlich der Stürze und Frakturen,
liegt genügend Evidenz vor, um auch quantitative Schätzungen zu ermöglichen. Neben
der Folgenabschätzung stellt sich dann auch die Aufgabe, die Abschätzungsergebnisse
in geeigneter Weise an verschiedene Zielgruppen zu kommunizieren. MBV NRW (2010):
Wohnraumförderungsprogramm 2010 (WoFP 2010). http://www.mbv.nrw.de/Service/Downloads/Wohnen/F__rderung/1-WoFP_2010.pdf