Hintergrund: Zur Beschreibung der sozialen Lage der Kinder wird bei den Einschulungsuntersuchungen
in Berlin seit 1999 ein sozialer Schichtindex berechnet, anhand dessen die Kinder
der unteren, mittleren bzw. oberen sozialen Schicht zugeordnet werden. Über die im
Schichtindex berücksichtigten Informationen hinaus liegen in den Einschulungsdaten
weitere Merkmale zur sozialen Lage der Kinder und ihrer Familien vor, beispielsweise
zur Familienkonstellation, Haushaltsgröße, Migration und zu den Deutschkenntnissen
der Kinder und Eltern. Unter Einbeziehung dieser Angaben sollen Möglichkeiten der
sozialstrukturellen Beschreibung der Population erkundet werden. Material und Methoden: Grundlage sind die Daten der Einschulungsuntersuchung des Landes Berlin aus den Jahren
2007 und 2008 (N=52.699). Auf der Individualdatenebene wird eine explorative Faktorenanalyse
über die Sozialvariablen im weiteren Sinne gerechnet. Ein analoges Modell wird auf
der Sozialraumebene der 60 Prognoseräume von Berlin unter Einbeziehung des Anteils
der Kinder mit Bezug von Sozialgeld berechnet. Ergebnisse: Die Faktorenanalyse auf Individualdatenebene ergibt drei Faktoren mit einer Varianzaufklärung
von insgesamt 67,9%, die als Familienform, Sozialstatus und Zuwanderungsfaktor interpretiert
werden können. Der Faktor Sozialstatus lässt sich durch Drittelung des Wertebereichs
in drei Sozialstatusgruppen einteilen. Nach dieser Methode gehören zum Zeitpunkt der
Erhebung 21,1% der Familien der niedrigen, 58,5% der mittleren und 20,4% der hohen
Statusgruppe an. In dem Faktorenmodell auf Prognoseraumebene werden zwei Faktoren
extrahiert. Der 1. Faktor entspricht einer Kombination des Sozialstatusfaktors mit
dem Zuwanderungsfaktor. Hier lädt ebenfalls der Anteil der Kinder mit Sozialgeldbezug.
Der 2. Faktor entspricht der Familienform. Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Faktorenanalyse ergibt ein klares und gut interpretierbares Modell zur Beschreibung
der Sozialstruktur der Kinder und ihrer Familien. Die Ergebnisse unter Einbeziehung
des externen Merkmals Kinder mit Sozialgeldbezug bestätigen die Validität des Modells.
Der mit der Faktorenanalyse gewonnene Sozialstatusfaktor bildet eine gute Grundlage
zur Erstellung eines Sozialstatusindex für die Einschulungsdaten auf der Basis eines
einfachen Punktwertmodells (vgl. Abstract von Oberwöhrmann et al.).