Hintergrund: Zur Analyse der gesundheitlichen Folgen von Arbeitsbelastungen stehen zwar viele
differenzierte Instrumente zur Verfügung, es mangelt allerdings für Deutschland an
allgemeinen Proxy-Indikatoren zur Bewertung der relativen physischen und psychosozialen
Arbeitsbelastung in beruflichen Tätigkeiten, die in (sozial-)epidemiologischen Studien
verwendet werden können. In diesem Beitrag werden zusammenfassende Skalen zur allgemeinen,
physischen und psychosozialen Arbeitsbelastung (ABges, ABphy, ABpsy) für die Berufsklassifikationen
KldB-1992 und ISCO-88 entwickelt und validiert. Methode: Auf Basis der BiBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2006 wurden 39 Indikatoren für verschiedene
Arbeitsbelastungen zu drei standardisierten Scores (allgemeine, physische und psychosoziale
Arbeitsbelastung) zusammengefasst. Die Skalenwerte wurden anhand des Verfahrens der
Mehrebenenanalyse (lineares hierarchisches Modell, random intercept) in einem dreistufigen
Verfahren beruflichen Tätigkeiten zugeordnet (2-, 3- und 4-stellige Klassifikation
nach KldB-92 und ISCO-88). Der Index wird auf Basis der KldB92 der Erwerbstätigenbefragung
2006 und des Mikrozensus 2005 zugespielt und anhand von jeweils zwei Gesundheitsindikatoren
(EWT2006: Allg. Gesundheitszustand, Beschwerden nach der Arbeit; MZ2005: Krankheit
oder Unfallverletzung i.d.l. 4 Wochen, aktuelles Rauchen) anhand von logistischen
und Poisson Regressionsmodellen validiert. Ergebnisse: Nach Kontrolle für Alter, Geschlecht, geringfügiger und Teilzeitbeschäftigung sowie
die Dauer der Beschäftigung in der aktuellen Tätigkeit zeigt sich eine beträchtliche
Variation der allgemeinen Arbeitsbelastung über die Berufe (rho=0,3 für die zweite
Stelle der KldB92; für die dritte Stelle 0,08 und für die vierte Stelle 0,07). Die
Variation ist für physische Belastungen stärker als für psychosoziale und kommt bei
der Klassifikation KldB-92 stärker zum Tragen als bei ISCO-88. Der resultierende Index
erweist sich als aussagekräftiger Prädiktor der vier Gesundheitsindikatoren. Der Relative
Index of Inequality (RII) beträgt beim allg. Gesundheitszustand nach Kontrolle für
Bildung (EWT2006) 1,5 bzw. 2,0 bei Männern und Frauen und beim Rauchen (MZ2005) 1,8
bzw. 1,5. Diskussion: Insgesamt erweist sich der Index als aussagekräftiger Prädiktor gesundheitsrelevanter
Beanspruchungen. Die Skala bietet sich damit an, um in Studien in denen Arbeitsbelastungen
nicht direkt erhoben werden können, als Proxy-Indikator für Arbeitsbelastungen verwendet
zu werden.