Einleitung: Fliegendes Personal ist berufsbedingt ionisierender Strahlung kosmischen Ursprungs
exponiert und wird daher strahlenschutztechnisch überwacht. Frühere Studien beobachten
neben einem Healthy-Worker-Effekt eine erhöhte Inzidenz von Brustkrebs und dem malignen
Melanom, sowie eine erhöhte Mortalität an diesen Krebsarten. Die deutsche Flugpersonal-Kohorte
war zum Zeitpunkt des ersten Follow-up mit Ende 1997 noch recht jung, so dass weniger
Sterbefälle beobachtet wurden. Material und Methoden: Die Kohorte schließt alle Personen ein, die im Zeitraum 1960–1997 bei einer von zwei
großen deutschen Luftfahrtgesellschaften als Flugpersonal beschäftigt waren. Das Mortalitäts-Follow-up
der geschlossenen Kohorte wurde bis Ende 2004 erweitert. Die Beschäftigungshistorien
sowie die Expositionsschätzung wurden ebenso fortgeschrieben. Zusätzlich wurden die
ersten verfügbaren Daten des deutschen Strahlenschutzregisters für den Zeitraum 08'2003–12'2004
zur Validierung verwendet. Die Sterblichkeit der Kohorte wurde mit standardisierten
Mortalitätsratios (SMR) für große Gruppen von Todesursachen und einzelne Krebstodesursachen
beschrieben. Dosis-Wirkungsbeziehungen in Abhängigkeit von der Beschäftigungsdauer
und der Strahlenexposition wurden mit Poisson-Regression geschätzt. Ergebnisse: Die Kohorte umfasst 17020 Flugbegleiterinnen, 3733 Flugbegleiter und 6117 Cockpitpersonal.
Im Zeitraum 1960–1997 verstarben 547 Personen, im Zeitraum 1998–2004 weitere 384.
Die durchschnittliche Beobachtungszeit beträgt nunmehr 19,7 Jahre. Die mediane kumulative
effektive Strahlendosis des Cockpitpersonals betrug 29,6 mSv. In allen Teilkohorten
wurden signifikant verringerte SMR für Herz-Kreislauf-Todesursachen beobachtet. Piloten
und Flugbegleiterinnen wiesen signifikant verringerte SMR für alle Todesursachen auf,
Piloten auch für Krebs. Bei Piloten wurde in den Dosisbezogenen Auswertungen ein sinkender
Trend der Gesamtmortalität beobachtet, aber ein nichtsignifikant steigender Trend
für Krebs insgesamt. Diskussion: Dieser Ergebnisse stimmen weitgehend mit denjenigen früherer Studien überein. Die
Kohorte hat eine niedrige Sterblichkeit, was zum Teil auf die beruflichen Anforderungen
zurückzuführen ist. Der Trend der Krebssterblichkeit beim Cockpitpersonal ist bei
strahlenassoziierten Krebsarten schwächer als bei anderen; wahrscheinlich spielen
andere, mit der Beschäftigungsdauer korrelierte Risikofaktoren oder ein Healthy-Survivor-Effekt
eine Rolle.