Hintergrund: Für den Winter 2008/2009 zeigten die Indizes der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI)
am Robert-Koch-Institut einen im Vergleich zur Vorsaison ausgeprägteren Anstieg der
Grippeaktivität. Parallel dazu war im medizinischen Controlling der Helios Kliniken
eine Fallzahlsteigerung bei stationär behandelten Pneumoniepatienten sowie bei COPD-Patienten
aufgefallen. Wir gehen der Frage nach, inwieweit der Fallzahlanstieg bei den stationären
Fällen mit den Influenzaindizes korrespondiert. Methode: Untersuchungsbasis sind 35 Akutkliniken der Helios Kliniken Gruppe. Für die Perioden
2007/2008 und 2008/2009 werden alle stationären Aufnahmen mit der Hauptdiagnose Pneumonie,
sowie Aufnahmen mit Hauptdiagnose COPD bezogen auf das Aufnahmedatum nach Kalenderwochen
gezählt. Betrachtet werden Gesamtfallzahlen und die Krankenhaussterblichkeit nach
Altersgruppen. Der Fallzahlverlauf wird mit dem Praxisindex für akute respiratorische
Erkrankungen der AGI verglichen. Ergebnisse: In der Saison 2008/2009 zeigt sich in den Helios Kliniken etwa zwischen der 52. und
der 7. Kalenderwoche eine deutlich höhere Pneumoniefallzahl. Dieser Gipfel verläuft
nahezu parallel zum Gipfel im ARE-Praxisindex der AGI. Im Vergleich dazu verlaufen
die Kurven der Saison 2007/2008 flacher. Im Epidemiezeitraum 2008/2009 (Praxisindex
>115 in der 49. bis 13. Kalenderwoche) wurden in den einbezogenen 35 Kliniken 3.231
Pneumoniepatienten behandelt, im entsprechenden Zeitraum der Periode 2007/2008 dagegen
2582. Die Exzessfallzahl beträgt 649 Fälle (+ 25%). Vergleicht man die relative Krankenhaussterblichkeit
in den beiden Perioden, so findet sich kein signifikanter Unterschied (SMR 0,98 [95%
KI 0,85–1,12]). Absolut gesehen sind jedoch im Epidemiezeitraum der Periode 2008/2009
infolge der höheren Fallzahl 44 zusätzliche Todesfälle aufgetreten. Ähnliche Ergebnisse
zeigen sich bei Betrachtung der stationären COPD-Fälle. Schlussfolgerung: Es ist zu vermuten, dass sich die saisonale Grippewelle im Winter 2008/2009 insbesondere
in einer erhöhten Anzahl stationär behandlungsbedürftiger Pneumonien sowie auch in
einer höheren Zahl von stationär behandelten COPD-Fällen widerspiegelt. Informationen
aus meldeabhängigen Registern können ex post durch Auswertung der routinemäßig erhobenen
Krankenhausabrechnungsdaten ergänzt werden. Bei Betrachtung der vollständigen Daten
für Deutschland könnte z.B. die Exzesssterblichkeit infolge einer Grippewelle wenigstens
zum Teil geschätzt werden.