Der Anteil von Schichtarbeitern an der Gesamtbevölkerung ist weiterhin steigend. Schichtarbeit
ist mit kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert (Haupt et al, 2008). Wir testeten
die Hypothese, dass es Interaktionen zwischen Risikofaktoren für Herzinfarkte und
subklinischer Arteriosklerose sowie Schichtarbeit gibt. Aus der bevölkerungsrepräsentativen
Study of Health in Pomerania (SHIP) wurden 2510 Probanden im Alter von 45–79 Jahren
untersucht; 698 von ihnen waren ehemalige Schichtarbeiter, die im Mittel 13 Jahre
Schichtarbeit geleistet hatten. Umfangreiche Daten aus medizinischen Untersuchungen
und kontrollierten standardisierten Interviews wurden ausgewertet. Ultraschalluntersuchungen
der Karotis-Arterien wurden zur Messung der Intima-Media-Dicke vorgenommen. Mittels
multivariabler statistischer Modelle wurde das Risiko für die koronare Herzerkrankung
und prävalenten Myokardinfarkt analysiert. Berücksichtigte Confounder waren Alter,
Geschlecht und die arteriosklerotischen Risikofaktoren Serum-Cholesterin- und Triglycerid-Spiegel,
der LDL-/HDL-Cholesterol-Quotient, Body-Mass-Index (BMI), Waist-to-hip-ratio (WHR),
arterieller Bluthochdruck, sozioökonomischer Status, soziales Netzwerk, Ernährung
(Food-Frequency-Score FFS), Nikotinkonsum, Diabetes mellitus, Sport und Alkoholkonsum.
Schichtarbeiter und Nicht-Schichtarbeiter unterscheiden sich hinsichtlich arteriosklerotischer
Risikofaktoren. In Abhängigkeit von der Dauer der ausgeführten Schichtarbeit und vom
Alter der Probanden zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und Arteriosklerose.
Es zeigen sich Interaktionen zwischen Herzinfarkten und Arteriosklerose mit Nikotinkonsum
(OR=2,3) und physischer Inaktivität (OR=1,9). Für die Intima-Media-Dicke zeigten sich
signifikante Interaktionen mit Rauchen, erhöhten Blutfetten, Übergewicht, erhöhte
WHR, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und niedrigem sozioökonomischem Status. Spezielle
Präventionsprogramme und Vorsorgeuntersuchungen für Schichtarbeiter sollten erweitert
und/oder implementiert werden. Die meisten der hier identifizierten relevanten Risikofaktoren
sind modifizierbare Verhaltensweisen. Die drei wichtigsten beeinflussbaren Faktoren,
die das Herzinfarktrisiko erhöhen, sind Nikotinkonsum, unausgewogene Ernährung und
zu wenig Bewegung. Präventionsmaßnahmen müssen Risikofaktoren fokussieren, die verändert
werden können: Lebensstilveränderungen wie Rauchverhalten, biochemische Faktoren wie
den LDL-/HDL-Cholesterol-Quotient oder die medikamentöse Einstellung des Diabetes
oder physische Faktoren. Um ihr kardiovaskuläres Erkrankungsrisiko zu reduzieren,
sollten Schichtarbeiter das Rauchen einstellen, Eßgewohnheiten anpassen und Sport
treiben. Zusätzlich empfehlen sich zur Prävention und Rehabilitation Stressmanagement,
Gewichtsreduktionstraining und der Ausbau sozialer Unterstützung.