Hintergrund: Bei der Entwicklung von Informationsmaterialien wird selten die Zielgruppe direkt
einbezogen. In der BMBF-geförderten Studie „Ältere gezielt erreichen“ (2008–2010)
wird mit einem qualitativen Forschungsansatz der Frage nachgegangen, wie zielgerichtete
Ansprachen für ältere Menschen konzipiert sein sollten. Im Zentrum des ersten Studienabschnitts
stand die Entwicklung und Optimierung einer zielgruppengerechten (altersgruppen- und
gendersensiblen) Erstinformation für die Präventionsmaßnahme „Präventiver Hausbesuch“.
Im Rahmen des Programms „Gesund älter werden“ der AOK Niedersachsen werden Präventive
Hausbesuche seit 2004 in ausgewählten Regionen angeboten. Ziele dieser aufsuchenden
Beratung sind die Förderung der Gesundheit und selbständigen Lebensführung sowie Krankheitsvermeidung.
Material und Methoden: Mit älteren, nicht pflegebedürftigen Versicherten wurden 4 geschlechts- sowie altersspezifische
Fokusgruppen (65–75 Jahre, 76plus; n=42) durchgeführt. Die Probanden wurden anhand
einer geschichteten Stichprobe aus Routinedaten der AOK Niedersachsen gewonnen (N=200).
Personen, die eine Fokusgruppenteilnahme wegen gesundheitlicher Einschränkung, pflegebedürftigem
Partner und/oder geringem Gruppeninteresse abgelehnt hatten (n=12), wurden zuhause
interviewt. Gefragt wurde nach einer Bewertung des bisherigen Programmflyers und nach
Präferenzen bei Präventionsangeboten. Die Fokusgruppen wurden auf Video aufgezeichnet
und mit der Methode des Knowledge Mappings analysiert. Zusätzliche digitale Audioaufnahmen
(Fokusgruppen, Interviews) wurden transkribiert und computergestützt mit MAXQDA inhaltsanalytisch
ausgewertet. Ergebnisse: Der bisherige Titel des Programms wurde kritisch gesehen, sowie das Eingangsmotto
und einzelne Bilder, die keine Assoziationen zum Inhalt des Programms zuließen. Insgesamt
wurde das Angebot des Präventiven Hausbesuchs in der jüngeren Altersgruppe eher negativ
eingeschätzt und mit Kontrolle und Bevormundung assoziiert. Die Älteren standen ihm
eher positiv gegenüber, wünschten sich aber individuell zugeschnittene Angebote. In
allen Altersgruppen wurde die Freiwilligkeit und Kostenlosigkeit des Angebots betont.
Fotos der Beraterinnen sowie Teilnehmerzitate wurden als vertrauenstiftend bewertet.
Eine mögliche Teilnahmeabsicht aufgrund des bisherigen Flyers wurde nicht geäußert,
das Angebot sei eher etwas für die „anderen“. Schlussfolgerungen: Eingang fanden die Ergebnisse in die Konzeption von gendersensiblen persönlichen
Anschreiben sowie einem auf wesentliche Punkte gekürzten Flyer, die derzeit in zwei
Regionen evaluiert werden.