Im akut-stationären Versorgungssektor gilt es seit vielen Jahren, trotz schwieriger
ökonomischer Bedingungen die Qualität der Versorgung zu erhalten. Ob dies in Bezug
auf patientenbezogene Outcomes gelingt, wird am Beispiel des künstlichen Hüfgelenkersatzes
geprüft. Die Analysen beruhen auf Krankenkassenroutinedaten und Angaben aus zwei in
2004 und 2009 durchgeführten Patientenbefragungen. Befragt wurden jeweils GKV-Versicherte
nach Hüftgelenkersatz, ca. 9 Monate nach der Operation, d.h. Operation in 2003 (n=721)
oder 2008/09 (n=1.440). Mit einem in beiden Befragungen identischen Erhebungsinstrumentarium
wurden u.a. Angaben zu Begleiterkrankungen, Komplikationen sowie zum erinnerten präoperativen
und aktuellem Beschwerdeniveau (Lequesne-Index, hohe Werte=starke Beeinträchtigung)
erhoben. Der Effekt einer in 2003 oder 2008/09 durchgeführten Operation wurde deskriptiv
und unter gleichzeitiger Einbeziehung von Confoundern (u.a. Alter, Komplikationen,
Verweildauer, präoperatives Beschwerdeniveau) mit dem allgemeinen linearen Modell
analysiert. Bei einer Rücklaufquote von jeweils ca. 78% lagen von 564 in 2003 und
von 1.120 in 2008/09 operierten Personen auswertbare Fragebögen vor. Zwischen beiden
Kohorten bestehen keine statistisch signifikanten Unterschiede in Bezug auf Alter,
Geschlecht, Komorbidität, selbstberichtete Komplikationen und Anteil mit Anschlussheilbehandlung.
Die Verweildauer der in 2008/09 operierten Patienten ist im Median 3 Tage kürzer als
die der 2003 Operierten (14 Tage vs. 17 Tage, p<0,001). Das präoperative Beschwerdeniveau
ist bei den in 2008/09 operierten Patienten 1 Punkt geringer als bei den in 2003 Operierten,
gleichzeitig sind die berichteten Verbesserungen tendenziell geringer (Beschwerdereduktion
2008/09 vs. 2003: –7,8 vs. 8,4 Punkte, p<0,05). Unter Kontrolle für Art der Index-OP,
Verweildauer, Alter, präopeatives Ausgangsniveau, Komorbidität, Komplikationen, aktuell
Schmerzmittel und aktuell in ärztlicher Behandlung wg. des Hüfgelenks ist das Jahr,
in dem die Operation durchgeführt wurde, kein statistisch signifikanter Einflussfaktor
auf die Verbesserungen des indikationsspezifischen Beschwerdeniveau. Eine Verweildauer
von mehr als 17 Tagen geht in beiden Jahren mit geringeren Verbesserungen einher.
Die Qualität der Hüftgelenkendoprothetik ist unverändert hoch. Eine überdurchschnittlich
lange Verweildauer kann als Indikator für kompliziertere Verläufe gewertet werden.