Hintergrund: Epidemiologische Studien bei Kindern zeigen die Notwendigkeit für frühzeitig einsetzende
multimodale Präventionsmaßnahmen auf, die parallel in mehreren Bereichen präventiv
wirksam sind. In dieser Studie wurde geprüft, ob mit einem lehrplankompatiblen Gesundheitsförderungsprogramm
Effekte in den Bereichen gesundheitsfördernder Lebensstil, Gewaltprävention sowie
physische und psychische Gesundheit bei Grundschulkindern im Regelschulunterricht
erzielt werden können. Material und Methoden: Kinder der Interventionsklassen erhielten im Rahmen des Regelschulunterrichtes das
Gesundheitsförderungsprogramm „fit und stark plus“, während Kinder der Kontrollklassen
an keiner präventiven Maßnahmen teilnahmen. 415 Grundschüler (N=135 Interventionsgruppe;
N=280 Kontrollgruppe) beantworteten im Verlauf des 2. Grundschuljahres – vor (T1)
und nach (T2) der Intervention sowie 3-Monate nach der Intervention (T3) einen Fragebogen
zu den genannten Präventionsbereichen. Es wurden lineare und logistische Regressionsanalysen
adjustiert für Alter und Geschlecht zum Zeitpunkt des Follow-up berechnet. Das Alpha-Niveau
wurde auf p=0,05 festgelegt und für multiples Testen nach Holm-Bonferoni adjustiert.
Ergebnisse: Im Vergleich zu Kindern der Kontrollklassen berichteten Kinder der Interventionsklassen
umfassendere Kenntnisse über einen gesundheitsfördernden Lebensstil (Regressionskoeffizient
(RC) 1,76; 95% Konfidenzintervall (CI) 1,27–2,25) und eine höhere Handlungskompetenz
(RC 1,26; CI 0,80–1,71), weniger Mobbing (RC 0,59; CI 0,14–1,04) und ein angenehmeres
Klassenklima (RC 1,09; CI 0,31–1,53). Kinder der Interventionsklassen berichteten
gegenüber Kindern der Kontrollklassen weniger Schmerzen (RC 0,64; CI 0,40–0,99) und
weniger Arztbesuche aufgrund von Schmerzen (RC 0,41; CI 0,19–0,89), höhere Selbstwerteinschätzungen
(RC 2,54; CI 1,18–3,90), höhere Selbstwirksamkeitseinschätzungen (RC 1,78; CI 0,37–3,19)
sowie ein positiveres Befinden (RC 1,16; CI 0,70–3,33). Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt, dass der Einsatz dieses multimodalen Gesundheitsförderungsprogramms
zu signifikanten Effekten in den Bereichen gesundheitsfördernder Lebensstil, Gewaltprävention
sowie physischer und psychischer Gesundheit bei Grundschulkindern führt. Durch Anwendung
eines multimodalen Gesundheitsförderungsprogramms im Rahmen des Regelschulunterrichtes
von Grundschulkindern können gleichzeitig bedeutsame Wirkungen in mehreren relevanten
Präventionsbereichen erzielt werden. Eine regelhafte Implementierung von Präventionsprogrammen
mit multiplen Effekten in den Regelschulunterricht von Grundschulen erscheint sinnvoll
und notwendig.