Einleitung: Hypertonie zählt zu den häufigsten Mortalitätsrisiken und ist für ca. 13% der Todesfälle
weltweit verantwortlich [1]. In Deutschland betrugen im Jahr 2006 die direkten Krankheitskosten
der Hypertonie 8,6 Milliarden Euro [2]. Um Aussagen über die Hypertonieprävalenz und
antihypertensive Medikation in einer versorgungsrelevanten Patientengruppe treffen
zu können, wurden die Daten der AGnES-Modellprojekte analysiert. Methoden: In den AGnES-Projekten führten qualifizierte Praxismitarbeiterinnen (AGnES-Fachkräfte)
eine Vielzahl vom Hausarzt delegierter Tätigkeiten, wie Blutdruckmessungen, in der
Häuslichkeit der Patienten durch. Zusätzlich wurden bei einem Großteil der Patienten
sämtliche in der Häuslichkeit befindlichen Arzneimittel erfasst. Alle erhobenen Daten
wurden in einem standardisierten, computergestützten Erhebungsinstrument dokumentiert.
In der Analyse wurden Patienten entsprechend der WHO/ISH-Richtlinien [3] als Hypertoniker
definiert, bei Blutdruckmesswerten ≥140/90mmHg zur zeitlich ersten Messung durch die
AGnES-Fachkräfte und/oder antihypertensiver Medikation bei bekannter Hypertonie bzw.
dem Vorhandensein der Hausarzt-Diagnose Hypertonie. Alters- und geschlechtsspezifische
Prävalenzen der Hypertonie, der Anteil medikamentös antihypertensiv behandelter Hypertoniker
sowie die Häufigkeit antihypertensiver Wirkstoffgruppen und deren Kombinationen wurden
analysiert. Ergebnisse: Die Gesamtprävalenz der Hypertonie unter den AGnES-Patienten (N=1.430) betrug 78,1%
(N=1.117). Bei 658 der Hypertoniker wurden Informationen zu den Medikamenten in der
Häuslichkeit erhoben. Davon erhielten 94,2% (N=620) eine medikamentös antihypertensive
Therapie. Am häufigsten wurden die Wirkstoffgruppen Diuretika (N=449/620, 72,4% der
behandelten Hypertoniker), ACE-Hemmer (N=383/620, 61,8%) und Betarezeptorblocker (N=346/620,
55,8%) eingenommen. Die Mehrzahl der behandelten Hypertoniker erhielt eine Kombinationstherapie
(N=509/620, 82,1%). Unter dieser Therapieform zeigten sich am häufigsten Kombinationen
aus zwei (N=211/509, 41,5% der behandelten Hypertoniker mit Kombinationstherapie)
bzw. drei (N=206/509, 40,5%) verschiedenen Wirkstoffgruppen. Diskussion: Die Hypertonieprävalenz in der AGnES-Hausbesuchspopulation ist hoch. Obwohl es sich
um eine versorgungsrelevante Patientengruppe handelt, die zum größten Teil aus älteren,
multimorbiden und nicht- oder eingeschränkt mobilen Patienten besteht, war bisher
wenig über die vorhandene Medikation bekannt. Eine Stärke ist die vollständige Erhebung
sämtlicher in der Häuslichkeit befindlicher Arzneimittel. Eine Limitation ist die
eingeschränkte Standardisierung der Blutdruckmessungen unter den Bedingungen der Regelversorgung.