Hintergrund: Die Yersiniose, hervorgerufen durch Yersinia enterocolitica-Infektionen, ist die
dritthäufigste bakterielle Zoonose in Deutschland. Die Infektion ist meldepflichtig
und mehrere tausend Erkrankungen werden jährlich an das Robert Koch-Institut übermittelt.
Folgeerkrankungen wie reaktive Arthritis und Erythema nodosum können auftreten. Der
Verzehr von nicht-durchgegartem Schweinefleisch und Schweinefleischprodukten gilt
als ein wichtiger Risikofaktor für die Erkrankung. Methoden: Nationale Surveillancedaten aus den Jahren 2001–2009 wurden im Hinblick auf den zeitlichen
Verlauf, demografische und geografische Verteilungen, klinische Aspekte und Serotypen
der übermittelten Infektionen analysiert. Ergebnisse: Im Zeitraum 2001–2009 wurden insgesamt 51.358 Yersiniosen an das RKI übermittelt,
davon entfielen 35% auf Kinder unter 5 Jahren. Seit 2002 nimmt die Zahl der jährlich
übermittelten Erkrankungen leicht ab. Die mittlere jährliche Inzidenz betrug 7 Erkrankungen/100.000
Einwohner. Die Inzidenz war bei Kindern unter 5 Jahren, vor allem bei Einjährigen,
am höchsten (55 Erkr./100.000 Einw. bzw. 108 Erkr./100.000 Einw.). Saisonale Inzidenzunterschiede
waren gering. Die meisten Y. enterocolitica-Infektionen traten sporadisch auf. Bei
etwa 97% der Infektionen wurde als Infektionsland Deutschland angegeben. Die höchsten
Inzidenzen wurden in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt verzeichnet. Inzidenzunterschiede
zwischen den Bundesländern wurden vor allem durch Inzidenzunterschiede bei Kindern
unter 5 Jahren verursacht. In 17% der übermittelten Fälle war die Erkrankung mit einer
Hospitalisierung assoziiert. Der Anteil der hospitalisierten Fälle war bei Jugendlichen
am höchsten. Fast 90% aller Y. enterocolitica-Infektionen wurden durch Serotyp O:3
verursacht. Der Anteil von Infektionen, die nicht durch Serotyp O:3 hervorgerufen
wurden, war bei Erwachsenen über 40 Jahren höher als bei jüngeren Personen. Schlussfolgerungen: Y. enterocolitica-Infektionen sind lebensmittelbedingte Erkrankungen von Public-Health-Relevanz
in Deutschland, da die Inzidenz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hoch
ist und Folgeerkrankungen auftreten können. Kleinkinder sind am häufigsten betroffen.
Daher sind besonders in dieser Altersgruppe Untersuchungen zu Risikofaktoren wichtig.
Eine Fall-Kontroll-Studie, die Risikofaktoren für sporadische Yersiniosen in verschiedenen
Altersgruppen untersucht, wird zurzeit am RKI durchgeführt.