Hintergrund: Chlamydia trachomatis (CT)-Infektionen verlaufen häufig asymptomatisch und können
zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen. Nach dem Infektionsschutzgesetz sind
CT-Infektionen in Deutschland nicht meldepflichtig. Ende 2002 wurde das STD-Sentinel
initiiert, an dem sich bundesweit Gesundheitsämter, Fachambulanzen und niedergelassene
Ärzte beteiligen. Seit Januar 2008 sollen Gynäkolog/innen allen Frauen unter 25 Jahren
ein Chlamydienscreening anbieten. Bisher fehlt jedoch eine systematische, nationale
Begleit-Surveillance, um die Anzahl der getesteten Frauen und entdeckten Infektionen
zu erfassen. Durch ein begleitendes Laborsentinel sollen Untersuchungs- und Infektionszahlen
im Rahmen des Chlamydienscreenings in der Allgemeinbevölkerung erhoben werden. Der
Datenerhebung geht ein Pilottest im Stadtbezirk Hamburg-Altona voraus. Anschließend
wird eine repräsentative Stichprobe von Laboren um vierteljährliche elektronische
Übermittlung von Daten zu Testanlass, Erst- oder Wiederholungstest, Testergebnis,
Testverfahren, Einzeltestung oder Pooling gebeten. Methoden: Zur Durchführung der Pilotstudie werden alle im Stadtbezirk Hamburg-Altona ansässigen
mikrobiologischen Labore um Teilnahme gebeten. Ein Fragebogen erfasst Angaben zu Basisdaten
wie Art des Labors (niedergelassener Laborarzt, Krankenhauslabor/Universität, Landesuntersuchungsamt),
Art des verwendeten Nukleinsäure-Amplifikations-Tests, des Testsystems und – verfahrens
(Pooling, Einzeltestung) sowie IT-Ausstattung. Anonymisierte Untersuchungsdaten der
Patientinnen werden elektronisch an das RKI übermittelt. Diese umfassen: Alter, Anzahl
der durchgeführten Tests, Anzahl der positiven Tests, Anzahl wiederholt erfolgter
Chlamydientests und deren Positivenanteile. Die Angabe der Abrechungsziffer (Einheitlicher
Bewertungsmaßstab) erschließt Testgründe der Patientinnen (Empfängnisregelung und
Schwangerschaftsabbruch, Untersuchung gemäß Mutterschaftsrichtlinie, kurativer Grund).
Ergebnisse: Geht man von einer flächendeckenden Anwendung des Screenings im Stadtteil Hamburg-Altona
aus, kann die Anzahl der festgestellten Infektionen als Surrogatmarker für die Prävalenz
in diesem Stadtteil gelten. Durch Vergleich mit den weiblichen Bevölkerungszahlen
des Stadtbezirks ist zudem eine Abschätzungen des Anteils getesteter Patientinnen
möglich. Ergebnisse des Pilotprojektes werden im Sommer 2010 erwartet. Schlussfolgerungen: Nach Abschluss der Pilotphase soll das Chlamydien-Screening-begleitende Laborsentinel
belastbare Daten zur Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung in Deutschland liefern
und Aussagen über die regionale Verteilung sowie die Entwicklung der Untersuchungs-
und Infektionsdaten im Zeitverlauf ermöglichen.