Hintergrund: Die kleinräumige Variation in der Inanspruchnahme stationärer Leistungen hat sich
im Zuge der Sekundärdatenanalyse von GKV-Daten einzelner Kassen auch in Deutsch-land
als weit verbreitetes Phänomen erwiesen. Inwieweit sich diese Heterogenität auch bei
der Analyse aller in der Krankenhausdiagnosestatistik erfasster Fälle zeigt, ist bis
auf eine ältere BMG-geförderte Studie noch wenig untersucht. Methoden: Diese Untersuchung nutzt a) den Scientific-Use-File der Krankenhausdiagnosesta-tistik
2003, der eine Auflösung der Inanspruchnahme nach dem Landkreis der Patienten erlaubt.
Zusätzlich wurde b) über eine kontrollierte Datenfernabfrage des Forschungsdatenzent-rums
(FDZ) des Statistischen Bundesamtes die Variation der Krankenfallhäufigkeit auf Ebene
vierstelliger Postleitzahlbereiche in Sachsen-Anhalt in den Jahren 2005 bis 2007 untersucht.
Die Ergebnisse werden beispielhaft für Indikationen aus dem Katalog der „avoidable
hospita-lizations“ (Weissman 1992) dargestellt. Ergebnisse: Alters- und geschlechtsstandardisiert streut die stationäre Inanspruchnahme um den
Faktor 1,5 bis 2,0 insgesamt und bei den führenden Krankheitsartengruppen, wenn man
den Quotienten aus dem 10%- und 90%-Pertzentuik als robustes Streuungsmaß heranzieht.
Das liegt im erwarteten Rahmen. Regionen weit unterdurchschnittlicher Inanspruchnahme
liegen vor allem in Baden-Württemberg, großen Teilen Hessens, Niedersachsens und Schleswig-Holsteins.
Für Sachsen-Anhalt lag die standardisierte Krankenhausinanspruchnahme 2003 mehrheitlich
über dem oberen Quartil aller 449 Landkreise und kreisfreier Städte. Erwartungsgemäß
erhöht sich die Streuung auf der Ebene der vierstelligen Postleitzahlbereiche. Unser
robustes Streuungsmaß nimmt innerhalb der 96 vierstelligen Postleitzahlbereiche mehrheitlich
Werte zwischen 2 und 4 an. Tendenziell erhöht sich die Streuung mit abneh-mender Fallzahl
und zunehmender Elektivität. Fazit: Eine deutliche Variation der Inanspruchnahme wird auch bei der Analyse der amtlichen
Krankenhausdiagnosestatistik erkennbar. Die kontrollierte Datenfernabfrage der Sekundärdatenquelle
erlaubt eine regional feine Auflösung des Versorgungsgeschehens unter Einbeziehung
der Gesamtheit aller Krankenhausfälle incl. der privat versicherten Patienten. Bei
der Nutzung der Daten des FDZ sind deren Bearbeitungszeiten und das Fehlen von postleitzahl-bezogenen
Bevölkerungsdaten zu berücksichtigen, die jedoch von kommerziellen Anbietern bereit
gestellt werden.