Hintergrund: Krankenversicherungsunternehmen haben durch den Gesundheitsfonds an Finanzautonomie
eingebüßt und müssen einen Weg finden, mit den zugewiesenen Mitteln die Versorgung
ihrer Versicherten sicherzustellen. Erfolgreich werden solche Krankenkassen sein,
die ihre Versichertendaten in hoher Qualität aufbereiten, analysieren und interpretieren
können. So können sie rechtzeitig, passgenaue Interventionsmaßnahmen für die jeweiligen
Versicherten einleiten und die Eskalation von Krankheitsverläufen verhindern. Im Folgenden
erklären wir die Entwicklung eines logistischen und eines linearen Prädiktionsmodells,
die die Identifikation von Risikoträgern und die Bewertung der Risiken ermöglichen.
Methodik: Die Datenbasis für die Modellentwicklung bildeten Routinedaten eines gesetzlichen
Krankenversicherungsunternehmens, insbesondere zu Versicherungszeiten und zu stationären
Behandlungen ergänzt um versichertenbezogen verfügbare Daten zu Leistungsausgaben
sowie ambulante Daten. Für die Vorhersage der Inanspruchnahmewahrscheinlichkeit in
einem Basisjahr in Abhängigkeit von geeigneten Einflussgrößen wurde ein logistisches
Regressionsmodell gewählt. Die Vorhersage der Jahresgesamtleistungsausgaben der betrachteten
Versicherten wurde anhand eines linearen Prädiktionsmodells ermittelt. In den hier
vorgestellten Modellen wurde jeweils die Prädiktion eines Ereignisses im Jahr 2007
auf Basis der Versichertendaten aus dem Jahr 2005 vorgenommen, da so gewährleistet
war, dass die Daten vollständig zur Verfügung standen und die Modellgüte überprüft
werden konnte. Ergebnisse: Das logistische Modell wurde sowohl in einer diagnosebasierten als auch einer kostenbasierten
Variante angewendet, die beide vergleichbar hohe c-Werte bei der Darstellung der ROC-Kurve
aus Sensitivität und Spezifität des Tests von über 0,8 erzielten und damit für die
Güte des Modells sprechen. Unter Rückgriff auf vollständige Informationen zu ambulanten
und stationären Diagnosen bzw. Ausgaben aus dem Jahr 2005 konnten so versichertenbezogen
vorhergesagte Risiken für hohe Ausgaben im Jahr 2007 berechnet werden. Die Ergebnisse
fanden sowohl im Bereich Risikomanagement als auch Versorgungsmanagement Anwendung.
Auch das lineare Modell wurde in diagnose- und kostenbasierten Varianten entwickelt.
Die damit erreichte Vorhersage versichertenbezogener zukünftiger Leistungsausgaben
wurde vor allem im Bereich Controlling eingesetzt. Schlussfolgerungen: Prädiktionsmodelle bieten die Voraussetzung für eine effiziente Ressourcenplanung
und ermöglichen auf Basis prognostischer Bewertungen die Etablierung präventiver Ansätze.