Hintergrund: Die Zahl der Demenzkranken nimmt in Folge der Bevölkerungsalterung kontinuierlich
zu. Es wird vielfach diskutiert, dass die Demenzerkrankung erst spät erkannt und behandelt
wird. Zahlreiche Modellprojekte zur Verbesserung der frühen Versorgung von Menschen
mit Demenz sind in den letzten Jahren ins Leben gerufen worden. Evaluationen dieser
Programme hinsichtlich der Effektivität, der Kosten und der Kosteneffektivität sind
zwingend notwendig, um mit dem großflächigen Einsatz effektiver Programme die Gesamtversorgungssituation
von Demenzpatienten zur verbessern. Zur Bildung einer geeigneten Vergleichsgruppe
werden häufig Sekundärdaten genutzt. Am Beispiel eines Modellprojekts, das die frühe
Begleitung von Menschen mit Demenz im Sinne eines Case Management beinhaltet, soll
aufgezeigt werden, welche Filterkriterien sich zur Identifikation einer Kontrollgruppe
eignen. Methoden: Zur Sicherstellung einer Vergleichbarkeit der Interventions- und Kontrollgruppe wurde
zu Beginn des Modellprojekts ein Probedatensatz anhand einer vorher definierten Datensatzbeschreibung
von drei überregionalen Krankenkassen aus den Jahren 2008 und 2009 analysiert. Dabei
waren sowohl die Prüfung der Datenqualität als auch die Erarbeitung von vollständigen
PZN/ATC-Listen für Antidementiva wichtige Vorarbeiten. Anhand von deskriptiven Auswertungen
wurden Patientenstammdaten, Arzneimittel, ambulante, stationäre Behandlung sowie Pflegedaten
vor Einschluss analysiert und Charakteristika der eingeschlossenen Patienten identifiziert.
Ergebnisse: Folgende Filterkriterien konnten vor Einschluss in das Modellprojekt herausgearbeitet
werden: ein ambulanter Arztkontakt mit der Diagnose Demenz (F00-F03) und/oder ein
stationärer Aufenthalt mit der Diagnose Demenz (F00-F03) und/oder die Verschreibung
eines Antidementivum. Mindestens eines dieser Charakteristika wiesen 84% der Teilnehmer
am Modellprojekt auf. Diskussion/Schlussfolgerung: Geeignete Filterkriterien stellen die unabdingbare Grundlage für die Identifikation
einer potentiellen Vergleichsgruppe aus der großen Menge der Versicherten dar. Entgegen
der Annahme, dass die Diagnose Demenz häufig sehr spät erst gestellt wird, konnte
ein Trend aufgezeigt werden, dass demenzspezifische Diagnosen durchaus schon zu einem
frühen Zeitpunkt der Erkrankung in Sekundärdaten vorhanden sind. Die Identifikation
einer geeigneten Kontrollgruppe zur späteren Berechnung der Effektivität und Kosten-Effektivität
des Modellprojekts ist somit möglich.