Hintergrund: Routinedaten sind eine wertvolle Datenbasis für epidemiologische Studien. Bisher
wurden Sekundärdatenquellen in Deutschland vor allem im Rahmen der Gesundheitsökonomie
und Versorgungsforschung genutzt. In dieser Studie werden – bundesweit erstmalig –
routinemäßig erhobene Daten aus dem Disease-Management-Programm für Diabetes mellitus
Typ 2 (DMP-DM2), mit dem Datenbestand eines Epidemiologischen Krebsregisters abgeglichen,
um anschließend das Risiko für Krebserkrankungen bei Typ 2 DiabetikerInnen schätzen
zu können. Methode: Berücksichtigt wurden AOK-Versicherte TeilnehmerInnen des DMP-DM2 aus dem Bereich
der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, mit Wohnsitz im Regierungsbezirk
Münster, die bei der Ersteinschreibung vom 2.6.2003 bis 30.6.2008 im Alter von 40
bis 79 Jahren waren. Personenidentifizierende Angaben (Name, Vorname, Geburtstag)
des DMP-Datensatzes wurden in einem 2-stufigen Verfahren vor der Übermittlung an das
EKR NRW pseudonymisiert. Zusammen mit Klartextangaben zu Geschlecht, Postleitzahl
und Wohnort gingen die generierten Pseudonyme in das stochastische Record Linkage
ein. Ergebnisse: Von den ursprünglich 128.677 Personen im DMP-Datensatz erfüllten 27.450 TeilnehmerInnen
(47,5% Männer; 52,5% Frauen) die Auswahlkriterien und wurden mit den Daten des EKR
abgeglichen. Dabei wurden im EKR NRW 2053 Tumoren identifiziert, die nach der Einschreibung
in das DMP auftraten, darunter sind 409 Mehrfachtumoren. Häufigste Tumorlokalisationen
waren bei Männern Prostata 14,9%, Lunge 14,7% und Kolon 12,6% und bei Frauen Brust
19,9%, Kolon 11,8% und Lunge 6,7%. In ersten explorativen Auswertungen waren die altersstandardisierten
Inzidenzraten für Männer beim Lungen- und Kolonkarzinom erhöht, bei Frauen lagen alle
Raten im Bereich der Inzidenzraten in der Allgemeinbevölkerung. Diskussion: Die Ergebnisse dieser deskriptiven Auswertung, geben einen ersten Eindruck über das
Vorkommen von Krebserkrankungen innerhalb der DMP-Kohorte. Das Record-Linkage-Verfahren
des EKR NRW wurde bereits evaluiert. Trotz einiger Einschränkungen in der Qualität
der genutzten Routinedaten konnten wir grundsätzlich zeigen, dass Sekundärdaten pseudonymisiert
und durch Record Linkage, personenbezogen mit Krebsregisterdaten zusammenzugeführt
werden können und damit für wissenschaftliche Studien nutzbar sind. Im nächsten Schritt
sollen Standardisierte-Inzidenz-Ratios in Abhängigkeit zur Behandlungsmethode berechnet
werden.