Hintergrund: Der Schlaganfall gilt in den westlichen Industrieländern als die häufigste neurologische
Ursache von Invalidität und Tod. Aufgrund des demographischen Wandels unserer Gesellschaft
stellt die Entwicklung präventiver Maßnahmen für altersbedingten Erkrankungen wie
diese einen zentralen Punkt in der medizinischen Forschung dar. Die Einbeziehung genetischer
Daten ist in diesem Zusammenhang potentiell bedeutend, da Gene entscheidend für das
individuelle, nicht modifizierbare Erkrankungsrisiko sind. Allerdings sind Gene, denen
eine entscheidende Rolle in der Schlaganfallpathogenese zufällt bis heute weitgehend
unklar. Deswegen stellt die Aufklärung der genetischen Prädisposition das vorrangige
Ziel gegenwärtiger Studien dar und bildet somit die Grundlage für die Analyse des
individuellen Erkrankungsrisikos und den Einsatz geeigneter präventiver Maßnahmen.
Methoden: Wir haben den Einfluss von zwölf genetischen Varianten (SNPs), deren Assoziation
mit anderen kardiovaskulären Erkrankungen bereits repliziert nachgewiesen wurde, in
mehr als 1100 Schlaganfallpatienten und 1000 Kontrollen untersucht. Sowohl die Auswirkungen
der einzelnen Polymorphismen, als auch das gemeinsame Auftreten der verschiedenen
Varianten wurden mittels uni- und multivariater logistischer Regressionsmodelle analysiert.
Ergebnisse: Wir konnten zeigen, dass bereits das singuläre Auftreten von fünf der zwölf untersuchten
SNPs zu einen deutlichen Anstieg des Erkrankungsrisikos führte (OR: 1,2–1,3; p<0,01).
Traten mehrere SNPs bei einer Person gleichzeitig auf, so stieg das Schlaganfallrisiko
mit jedem Allel weiter an und war für Träger von mehr als vier Risikoallelen sogar
um das bis zu 3-fache erhöht. Das gemeinsame Auftreten bestimmter SNPs führte somit
zu einem deutlich stärkeren Anstieg des Erkrankungsrisikos als das Auftreten der einzelnen
Genvarianten. Schlussfolgerungen: Das gemeinsame Auftreten bestimmter SNPs erhöht das Risiko einen Schlaganfall zu
erleiden in einem ähnlichen Ausmaß wie einzelne etablierte Schlaganfallrisikofaktoren
wie Rauchen und Übergewicht Aus diesem Grund sollte im Rahmen der Schlaganfallprävention
auch der Anteil des individuellen, genetischen Risikos bedacht werden. Zudem sollten
präventive Maßnahmen auch das Screening nach Risikovarianten beinhalten, um frühzeitig
und in individueller Weise einem Schlaganfall entgegenwirken zu können.