Einleitung: Menopausale Hormonersatztherapie (MHT) wird mit einem verringerten Risiko für Darmkrebs
in Verbindung gebracht (1). Es ist anzunehmen, dass Geschlechtshormone eine wichtige
Rolle in der Entwicklung von Kolorektaltumoren spielen (2) und dass Polymorphismen
in Genen des Östrogentransports, -metabolismus und der Östrogensignalgebung die Hormonexposition
und damit das assoziierte Darmkrebsrisiko beeinflussen. Ziel dieser Studie ist es,
eine mögliche Modifizierung des MHT-Effektes auf das Darmkrebsrisiko von Frauen durch
Genvarianten zu untersuchen. Material und Methoden: Es wurden 47 Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) in ausgewählten Genen in 733 weiblichen
Darmkrebspatienten und 722 Kontrollen einer deutschen populationsbasierten Fall-Kontroll-Studie
(DACHS-Studie) unter Verwendung von KASPar Assays (KBiosciences) genotypisiert. Für
die Analyse wurden unkonditionale logistische Regressionsmodelle eingesetzt, die für
Matching-Faktoren (Alter, Landkreis) und weitere mögliche Störgrößen adjustiert wurden.
Eine Modifikation der Assoziation genereller MHT- oder spezieller Kombinationstherapie-Einnahme
durch Polymorphismen (entspr. eines log-additiven Vererbungsmodus) mit dem Darmkrebsrisiko
wurde mit Interaktionstermen evaluiert. Ergebnisse: Der Einfluss der MHT-Einnahmedauer auf das Darmkrebsrisiko wurde signifikant durch
die Polymorphismen IVS6+139 C>T [rs1202168] im Transporter-Gen ABCB1 (p Interaktion=0,02)
und 38 bp 3′ von STP G>A [rs4986938] (p Interaktion=0,04) im Rezeptor-Gen ESR2
modifiziert. Die Genvariante c.681 G>A [rs4244285] (p Interaktion=0,03) im Metabolismus-Gen
CYP2C19 sowie Ex10–79 A>C [rs3814057] (p Interaktion=0,05) im Rezeptor-Gen NR1I2
zeigten eine signifikante Effektmodifikation der Dauer der Kombinationstherapie auf
das Darmkrebsrisiko. Dabei nahm die risikosenkende Assoziation der MHT mit dem Darmkrebsrisiko
in Variant-Trägern von ABCB1 IVS6+139 C>T zu, während die risikosenkende Assoziation
der MHT bzw. Kombinationstherapie in Variant-Trägern der Gene CYP2C19, ESR2 und NR1I2
verloren ging. Schlussfolgerungen: Die Studienergebnisse liefern erste Hinwiese, dass Polymorphismen in östrogenbezogenen
Genen den Effekt der MHT auf das Darmkrebsrisiko verändern könnten. Allerdings müssen
diese Befunde durch weitere Studien untermauert werden. Referenzen: [1] La Vecchia C., Gallus,S., & Fernandez,E. Hormone replacement therapy and colorectal
cancer: an update. J. Br. Menopause. Soc. 11, 166–172 (2005). [2] Kennelly,R. Oestrogen
and the colon: potential mechanisms for cancer prevention. Lancet Oncol. 9, 385–391
(2008).